FMWelten Spam-Thread

  • und doch betritt man als Leser*in/Autor*in das Unterforum mit einer bestimmten Erwartungshaltung

    Oh Mann, hoffentlich mache ich hier jetzt keinen Fehler... =O


    Wie steht ihr zum Gendern?


    Ich sehe mich selbst als (zwangshaften ;)) Sprachpuristen, eher nicht konservativ, bin aber bekanntlich schon deutlich über dem Forumsaltersdurchschnitt. Sternchen, Doppelpunkte, Sprechpausen und derlei zum Zwecke der Einbeziehung sämtlicher Geschlechter finde ich lästig, sprachlich falsch und auch überflüssig. Ebenso Schrägstriche und Doppelungen (Leserinnen und Leser), es sei denn, man könnte sonst tatsächlich meinen, es sei nur ein Geschlecht gemeint.


    Zum Zeichen meines guten Willens weiche ich gern auf neutrale Formulierungen aus (z.B. das Gerundium: die Mitarbeitenden, Lesenden etc.).


    Ein paar Beispiele, die mich besonders auf die Palme bringen:

    • Ein Unternehmen, das ich gut kenne ;) und das die Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts hat, ist jetzt ganz stolz darauf, von und gegenüber seinen Angestellten nicht mehr als Arbeitgeber, sondern als Arbeitgeberin bezeichnet zu werden. Hat man der Sache der Frauen und Diversen damit einen Dienst erwiesen?
    • Vor einiger Zeit wurde in einer Personalversammlung tatsächlich diese Formulierung verwendet: Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder!
    • Gerade aktuell sind die Nachrichten immer ein paar Sekunden länger, weil alle sagen: die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten. Aber diskriminiert man damit nicht die Ministerinnen, die in den Landesparlamenten sitzen? Korrekterweise müsste es daher heißen: die Ministerinnenpräsidentinnen und Ministerpräsidentinnen und Ministerinnenpräsidenten und Ministerpräsidenten. Oder vereinfacht: Minister*innenpräsident*innen.
    • Was ist eigentlich mit einer Bäckermeisterin? Wäre da Bäckerinmeisterin korrekt oder Bäckerinnenmeisterin?

    Da könnte man noch mehr anführen. Was ich verstanden habe: es geht um Respekt. Und den er- und beweise ich nicht durch Sprachakrobatik, sondern durch Klarheit. Um die muss man sich dann halt bemühen, aber mir sollte auch niemand unterstellen, dass ich, wenn ich von Katzen spreche, nicht auch Kater meine.


    Okay, hier ist ja Spam angesagt. Nehmt es einfach als das.

  • Welche Wurst ist dir denn gerade über die Leber gelaufen???


    O.k. ich bin fast deine Altersklasse, von daher könnte es sein das auch ich schon zu alt für diesen Scheiß bin. Ich bin vollkommen bei dir, Respekt verdient man sich, ist meine Meinung und zwar unabhängig vom Geschlecht. Ja klar ist weder die Stellung der Frau noch die der Gleichgeschlechtlichen in unserem Land da wo sie sein sollte, immer noch nicht. Aber sprachlich/schriftlich ist das auch in meinen Augen einfach völlig daneben, da bin ich bei dir.


    Auf der anderen Seite bin ich aber auch einer der z.B. seine jüngste Tochter (Bj. 92) noch bis vor wenigen Jahren hin und wieder mit "Fräulein" angeredet hat. Nicht weil ich ihr damit zu verstehen geben wollte das sie immer noch unverheiratet ist, was ja der eigentliche Sinn dahinter war, sondern weil ich damit mein Mißfallen und meine Verärgerung über ihr Handeln zum Ausdruck bringen wollte. Frei nach dem Motto - ich älter, mehr Erfahrung - du jung und unerfahren (um nicht zu sagen dumm). Also in etwa "Fräulein, so geht das aber nicht".


    Da sie sich nie dagegen verwehrt hat, nehme ich an sie hat verstanden wie das gemeint war. Inzwischen tue ich das nicht mehr, aber das ist auch wieder weil sie sich inzwischen meinen Respekt erarbeitet hat. Mal ganz davon ab, das ich alles für sie tun würde, egal ob richtig oder falsch. Auch das ist Respekt.


    O.k. ich merk schon, ich bin doch zu alt...

  • Hi :), da mein Post ja der Auslöser für eure Kommentare war, melde ich mich hier rasch zu Wort:


    Ich bin als (männlicher) 23-jähriger Student zweier geisteswissenschaftlicher Disziplinen einerseits aus meinem Alltag daran gewöhnt, in meinem Schreiben und wenn möglich auch in meinem Sprechen alle Geschlechter zu berücksichtigen - mich stört es daher auch weder im Schreib- noch im Lesefluss -, andererseits finde ich es aus mehreren Gründen sinnvoll und wichtig. Am meisten überzeugen mich - wiederum aus einer geisteswissenschaftlichen Perspektive - stets zwei Gesichtspunkte, nämlich (1) dass Anerkennung in der Sprache (mit)verwurzelt ist und sich Machtverhältnisse in der Sprache äußern;


    Hier z.B. das bekannte und vielzitierte Beispiel: "Vater und Sohn fahren im Auto. Sie haben einen Unfall, bei dem beide verletzt werden. Sie werden in ein Krankenhaus gebracht, in dem ein bekannter Chirurg arbeitet. Die Operation des Jungen wird vorbereitet, alles ist fertig, als schließlich der Chirurg erscheint, blass wird und sagt: 'Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!'"

    --> "Der" Chirurg ist die Mutter des Jungen.

    oder auch die Verwendung des Wortes "schwul" als Schimpfwort, die Wortschöpfung "Entbindungspfleger" als "männliche Hebammen", "Putzkraft" statt "Putzfrau", usw.


    und (2), dass Sprache ohnehin einem steten Wandel unterworfen ist. Das vielgehörte Argument einer "Verunstaltung" des klassischen oder gar "reinen" Schriftbilds, kann man allein schon mit Verweis auf die (deutsche) Sprachgeschichte so nicht stehen lassen. Schließlich ist der Begriff "gendern" selbst ein wunderbares Beispiel für eine äußerst rasche Veränderung der Sprache. Auch schreibt in diesem Forum niemand so wie Schiller "Durch diese hohle Gasse muss er den Direktpass spielen. Es führt kein andrer Weg zum Tor." (zugegeben, ein albernes Beispiel) ;)


    ABER (!) nur, weil ich mich v.a. aus den genannten Gründen auch hier weiter mit * oder _ geschlechtsneutral ausdrücken werde, müsst ihr euch nicht daran anpassen. Ich möchte euch in eurem Schreibfluss keineswegs einschränken oder gar verwirren und werde auch niemanden "militant" darauf hinweisen. Und meinen Respekt habt ihr ganz davon abgesehen ohnehin.

  • Hier z.B. das bekannte und vielzitierte Beispiel: "Vater und Sohn fahren im Auto. Sie haben einen Unfall, bei dem beide verletzt werden. Sie werden in ein Krankenhaus gebracht, in dem ein bekannter Chirurg arbeitet. Die Operation des Jungen wird vorbereitet, alles ist fertig, als schließlich der Chirurg erscheint, blass wird und sagt: 'Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!'"

    --> "Der" Chirurg ist die Mutter des Jungen.

    Als halber Geisteswissenschaftler bin ich im ersten Semester mit dieser Denkaufgabe konfrontiert worden und war ziemlich beeindruckt. Musste dann aber schnell feststellen, dass das Beispiel (zumindest in der hier vorliegenden Formulierung, es gibt leicht verschiedene) uns etwas unfair in die Irre leitet. Wenn "der Chirurg" eine Frau ist, ist die Bezeichnung "der Chirurg" aus meiner Sicht schlichtweg falsch und "die Chirurgin" angebracht. Ich kenne niemanden, der im Bezug auf eine bestimmte Person nicht die "gegenderte" Bezeichnung benutzt. Wenn ich sage, dass ich von einem Polizisten angehalten wurde, dann war das ein Mann. Sonst würde ich sagen, dass ich von einer Polizistin angehalten wurde. Wahrscheinlich wurzelt das "Rätsel" im englischen Sprachraum, wo ja bei den meisten Bezeichnungen kein Unterschied nach Geschlechtern gemacht wird.


    Bei uns im Deutschen geht es in der Regel um das Ansprechen einer Mehrzahl von Leuten (Frauen und Männern) oder eines unbekannten "Gegenüber". Ich persönlich bin auch kein Fan der Sternchen, Schrägstriche etc., obwohl ich mir das Lesen solcher aus offiziellen oder zum Teil wissenschaftlichen Texten gewohnt bin. In der Alltagssprache wird es sich meiner Meinung nach kaum durchsetzen, aus dem selben Grund, wieso ich die Dinge selbst selten nutze - es ist einfach sehr umständlich, beim Sprechen noch mehr als beim Schreiben.


    Ja, Machtverhältnisse äussern sich in Sprache und die Sprache ist einem stetigen, unaufhaltsamen Wandel unterworfen. Was übrigens nicht heisst, dass ich diesen Wandel immer gutheissen muss. ;) Persönlich kann ich mir sogar vorstellen, dass die sogenannte gendergerechte Sprache der Sache eher schade als dient. Als unvoreingenommener Erstsemester bin ich nie davon ausgegangen, dass "die Studenten" nur die männlichen meint. Und wenn auf Wikipedia steht, dass die Stadt Prag etwa 1,3 Mio. Einwohner hat, nehme ich nicht an, dass dort keine Frauen leben. Vor kurzem habe ich eine wissenschaftliche Arbeit gegengelesen, die komplett durchgegendert war. Im einen Satz stand dann "Die Programmierer [...]" und plötzlich stand ich vor der Frage, ob das nun ein Fehler ist, oder so da steht, weil es tatsächlich nur männliche Programmierer sind. Je öfter ich die gegenderten Formen sehe, desto mehr werde ich darauf "gepolt", dass hinter den traditionellen Mehrzahlformen tatsächlich nur Männer stehen. Ich hätte den umgekehrten Weg schöner gefunden.

  • Nach knapp eineinhalb Jahren fühlt es sich fast surreal an, wieder "auf Achse" zu sein, über eine Grenze zu fahren und Menschen auch ohne viereckiges Kästchen um sie herum kennenzulernen... ;) Mit diesem Mehr an Möglichkeiten für Austausch, Veranstaltungen, Proben etc. haben sich vor allem meine freizeitlichen und semi-professionellen Verpflichtungen in Sport und Musik (endlich) wieder stärker in meinem Alltag ausgebreitet. :) Leider hab ich es daher in den letzten Wochen nicht geschafft, mich in den FMWelten weiter aktiv zu beteiligen - ich bin aber ganz sicher, das wird wieder! Zwei längere Trigonon-Beiträge liegen schon eine Zeit lang halbfertig in der Schublade, ganz zu schweigen vom Spielstand selbst, der noch die ein oder andere spannende Titelentscheidung birgt...

    Bis dahin freue ich mich, eure FM-Geschichten mitzulesen! :lesen::ball:

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