Transferverbot für den FC Barcelona

  • Harte Strafe für den FC Barcelona: Wegen des "Handels" von mehreren minderjährigen Spielern belegt die FIFA die Katalanen mit einem Transferverbot. Auch der spanische Verband wird hart bestraft.


    Wegen des Transfers minderjähriger Spieler hat der Fußball-Weltverband FIFA den spanischen Meister FC Barcelona mit einem Transferverbot belegt. Die Strafe gelte für zwei volle Wechselperioden, teilte die FIFA mit. In dieser Zeit darf der Verein weder Spieler kaufen noch verkaufen. Zudem müssen die Katalanen eine Geldstrafe in Höhe von 450.000 Schweizer Franken bezahlen und wurde angewiesen, "die Situation aller fraglichen minderjährigen Spieler binnen 90 Tagen zu legalisieren".


    [news=7,meta][/news]

  • Ist ja nun schon etwas länger her, aber ich möchte mich zu dieser Geschichte mal geäußert haben:


    Mit Sicherheit ist Barça nicht frei von Fehlern, im Gegenteil, finanziell werden in Spanien und insbesondere auch bei Barça Dinge getan, die einfach zum Kotzen sind, gerade wenn man sich anschaut, wie es den Menschen dort im Allgemeinen geht. Ich liebe diesen Verein wegen der Werte, die er präsentiert, aber im finanziellen Bereich scheinen die niemanden zu interessieren. Dieser Trend verschärft sich, plötzlich rennen die Blaugrana mit Trikotwerbung über den Platz (Die CL wurde übrigens das letzte mal geholt, als Barça zuletzt ohne kommerziellen Sponsor sondern nur mit UNICEF auflief...) und es werden auf (noch) dubioseren Wegen als je zuvor Millionen verbrannt. Der Verein befindet sich in einer Identitätskrise, die den sportlichen Niedergang fast nebensächlich erscheinen lässt. Ich kann schon verstehen, warum Guardiola da keine Lust mehr drauf hatte. Sandro Rosell und Konsorten schaufeln Barça ein Grab.


    ABER: Zumindest die Jugendarbeit zeigt noch die Werte des Vereins, bringt Jahr für Jahr exzellente Fußballer hervor, die fast alle eine Karriere im Profifußball erreichen, denen in der Jugendakademie Werte beigebracht wurden. Dass das Konzept auf regionale/nationale Talente zu setzen aufgeweicht wird, gefällt mir auch nicht, aber eine Verurteilung auf der Grundlage, dass den Jugendlichen geschadet wird, halte ich eigentlich für Schwachsinn. Bzw, die FIFA-Regularien sind mäßig sinnvoll, denn es kann doch nicht sein, dass 1899 Hoffenheim achtjährige Kinder verpflichtet, die unter Umständen niemals in die Nähe einer Profikarriere kommen, während Barça einem jungen Spieler aus, z. B. Brasilien keine fußballerische Ausbildung unter Idealbedingungen ermöglichen darf, die mit hoher Wahrscheinlichkeit im Profifußball endet. Die Regeln müssen entweder verschärft (auch innerhalb der EU, regional) oder gelockert werden. Wahrscheinlich ist eine Verschärfung besser für die Jugendlichen, aber man könnte zum Beispiel ja ein Rating für Jugendarbeit einführen, das dann unter Umständen Ausnahmen genehmigt.


    Letztendlich ist das Urteil juristisch sicherlich richtig (auch wenn Barças Rechts- und Linksverdreher da bestimmt noch was dran drehen), vom Sinn her aber mMn fragwürdig.

  • Gestatten, dass ich Contra gebe?
    Ich denke, dass die - sicherlich nicht ganz uneigennützige - Jugendförderung, die der Profisport (nicht nur im Fußball) so lange vernachlässigte, mittlerweile ins gegenteilige Extrem umschlägt. Man hat erkannt, dass man mit frühzeitiger Bindung gewaltige Potentiale loslösen kann und nun versuchen viele ein großes Stück vom "Jugendmarkt" abzubekommen. Irgendwo muss man aber eine Grenze ziehen, wie weit das gehen darf. Wer sich an ein Wirtschaftsunternehmen bindet, der sollte bereits über die nötige Reife verfügen, Chancen und Risiken zu reflektieren. Im Einzelfall(!) würde ich das einem Dreizehnjährigen noch zutrauen, aber keinesfalls jemandem unter zehn. So gesehen bin ich bei jeder "Förderung" von Minderjährigen generell skeptisch. Möglichkeiten zu Training und Lehre anbieten: Ja, wer das Talent hat, soll es auch erproben dürfen! Als "Mitarbeiter" verpflichten: Nein, einen in der Entwicklungsphase stehenden Menschen auf einen Weg festzusetzen ist zu gefährlich!
    So viel im Generellen, im Speziellen kommt noch das Problem des internationalen Transfers hinzu. Wenn es mit dem achtjährigen Kraichgauer in Hoffenheim nicht klappt, dann fällt er vom sozialen Gefüge her relativ weich. Dann geht er halt wieder in seine Sinsheimer Grundschule und spielt nebenher als Amateur-Jugi in Heilbronn. Der zehnjährige Brasilianer bei Barça wiederum ist geradezu zum Erfolg verdammt. Wenn es nicht klappt, was dann? Das muss nicht einmal sportliche Gründe haben, sondern kann auch durch den Kulturschock bedingt sein. Der ist zwar unwahrscheinlicher als bei "geprägten" Erwachsenen, aber dann um so schwerwiegender, da noch keine Bewältigungsstrategien für solche Probleme existieren. Eine Garantie für eine lebensunterhaltsichernde Sportlerkarriere können selbst die Katalanen nicht erteilen. Irgendjemand wird immer durch das Raster fallen und mal kurz wieder zuhause einziehen ist gerade in Übersee auch nicht gerade einfach. Gerade Brasilien sehe ich da sehr skeptisch, da sich dort geradezu eine Industrie für den Export junger "Fußballtalente" entwickelt hat (selbst Ligen in Jordanien oder Hong Kong sind mit Brasilianern gespickt) - aber das geht zu weit vom Thema weg.
    Den Vorschlag mit dem Rating fasse ich jetzt mal als schlechten Witz auf. Wie vermessen ist das denn, dass das Anrecht auf Jugendförderung vom Erfolg früherer Talente abhängig zu machen? Nur weil man als Weltklub mehr Nationalspieler gefördert hat, bedeutet das noch lange nicht, dass jedem(!) Jugendlichen eine "ideale" Ausbildung zuteil wird; während ein Liga-Neuling die Jugendlichen eher "verhunzen" wird, nur weil 90% später einen Zweitjob brauchen. Tut mir leid, das klingt gerade sehr nach Brille für mich.
    Den Begriff der "Werte" schließe ich hierfür mal komplett aus. Die zu vermitteln fällt schon den öffentlichen Schulen in aller Welt schwer. Dass nun gerade die Werte die in einem "unternehmenseigenen" Internat vermittelt werden besser sind, wage ich zu bezweifeln. Zudem ich gerne einen Beleg dafür hätte, dass die auch tatsächlich vermittelt werden. So etwas lässt sich nämlich schwer überprüfen (bestenfalls gibt es einen Erlebnisbericht, aber so einen habe ich nie gesehen). Aus zweiter Hand (und Stand '98) habe ich mal erfahren, dass man für die Jugendakademie von Ajax gute Noten in Mathematik und Naturwissenschaften bräuchte, um einen "Plan B" zu haben. Ob man das nun für sich als "Werte" betrachten kann überlasse ich der persönlichen Interpretation. Vielleicht steht in Katalonien tatsächlich die in jeder Hinsicht beste Jugendakademie, das kann ich nicht beurteilen. Kritisch sollte man damit aber dennoch umgehen - gerade wenn eine Einrichtung durch eine Vielzahl von Aktionen auffällt.
    Das Grundproblem - und das gilt nicht nur für den Sport, sondern für die gesamte Branche der "Kulturschaffenden Berufe" und ihre individuell unklaren Zukunftsaussichten - ist doch: Wie fördert man, ohne zu überfordern? Diese Frage sollte man bei den entsprechenden Verbänden erst einmal klären, bevor man überhastet reagiert. Mit Barcelona wollte man sicherlich ein Exempel statuieren, ob man sich dafür den Richtigen ausgesucht hat, weiß ich nicht. Eine Verschärfung sehe ich durchaus im Sinne der Jugendlichen - und auf die kommt es letztlich auch an. Eine supranationale Lösung sehe ich da aber nicht in Sicht und auf die käme es schließlich an. Solange jede Nation, jede Region ihr eigenes Süppchen kocht, wird man zum Wohle der handelnden "Unternehmen" wohl auf politische Maßnahmen eher verzichten. Möchte ja schließlich kein Politiker den schwarzen Peter für das "Untergraben" der "national-eigenen", bisherigen Vorzeigeklubs bekommen, während in anderen Ländern die Vereine ihre Erfolge mehren.
    Mein Schlusswort ist eher das genaue Gegenstück: Vom Sinn her durchaus angemessen, jedoch in der Durchführung nicht restlos durchdacht war diese Handlung.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!