Paris-Roubaix - kein anderes Eintagesrennen ruft so widerstrebende Gefühle hervor, reißt Menschen zu ähnlich schwärmerischen, bewundernden Ausdrücken hin oder löst so intensives Kopfschütteln aus. Wenn das Wetter mitspielt, es also regnet oder stocktrocken ist und die Fahrer im Staub kaum auszumachen sind, es zusätzlich noch windet, wenn über 250 Jahre alte Kopfsteinpflasterpassagen, den berühmten Pavés, geflogen und auf ihnen ums Überleben gekämpft wird, fiebern und leiden die Zuschauer heute ebenso intensiv mit wie vor 100 Jahren.
Quelle=www.cycling4fans.com
Das erstmals 1896 ausgetragene Rennen findet jährlich Mitte April in Nordfrankreich statt und wird als La Reine des Classiques (Königin der Klassiker), aber auch als L'Enfer du Nord (Hölle des Nordens) bezeichnet. Die Bezeichnung Hölle des Nordens bekam das Rennen nach dem Ersten Weltkrieg, der die Region, in welcher das Rennen stattfand, verwüstete.
Paris-Roubaix war bis zu dessen Ende nach der Saison 2004 Teil des zehn Rennen umfassenden Rad-Weltcups und gehörte ab 2005 für drei Saisons zur neu eingeführten UCI ProTour, einer Serie der wichtigsten Radrennen des Jahres. Seit 2011 gehört das Rennen zur Nachfolgeserie UCI World Tour.
Die Streckenführung von Paris–Roubaix ändert sich von Jahr zu Jahr nur unwesentlich. Allerdings wird der Frühjahrsklassiker schon seit 1977 nicht mehr in Paris gestartet, sondern rund 80 km nördlich, vor dem Schloss in Compiègne.
Charakteristisch für den auf völlig flachem Terrain stattfindenden Klassiker sind die berühmten Pavés, Kopfsteinpflasterpassagen: Wege – teils noch aus dem 19. Jahrhundert stammend – mit grobem Kopfsteinpflaster, die das Rennen besonders bei schlechtem Wetter zu einer außerordentlichen Tortur werden lassen. Ursprünglich war das Kopfsteinpflaster der übliche Straßenbelag im Norden Frankreichs; nachdem aber zunehmend diese Straßen asphaltiert wurden, entschieden sich die Organisatoren im Jahr 1967 Kopfsteinpflasterpassagen auf Feld- und Waldwegen in das Rennen zu integrieren. Heute werden viele Pavés von der französischen Regierung eigens für den Radklassiker erhalten. Der wohl berüchtigtste Pavéabschnitt ist der durch den Wald von Wallers-Arenberg, die Trouée d’Arenberg, der nach zwei Dritteln des rund 250 km langen Rennens bereits oft eine Vorentscheidung bewirkte. 2005 wurde ein Teil des Pflasters aufwendig restauriert, der Abschnitt insgesamt etwas entschärft; er hat dennoch seine Bewertung als 5-Sterne-Abschnitt (höchste Schwierigkeitsstufe) behalten. In den ähnlich schwierigen, im letzten Rennviertel folgenden Pavéabschnitten von Mons-en-Pévèle und Carrefour de l'Arbre fällt ebenfalls häufig eine Vorentscheidung.
Die meisten Siege in der Hölle des Nordens gelangen dem Belgier Roger De Vlaeminck, der zwischen 1972 und 1977 insgesamt vier Mal auf der Radrennbahn von Roubaix triumphieren (und einen Pokal in der Form eines Pflastersteins entgegennehmen) konnte, sowie dem ebenfalls aus Belgien stammenden Tom Boonen, der zwischen 2005 und 2012 ebenfalls vier Mal gewann. Der bisher einzige deutsche Sieger von Paris-Roubaix ist Josef Fischer, der gleich bei der ersten Austragung 1896 gewann. Mit fünf Siegen in sechs Jahren dominierte in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre das Team Mapei den Kopfsteinpflaster-Klassiker. Zweimal (1996 und 1998) konnte die Mannschaft sogar alle drei Podiumsplätze besetzen.
Der Vélo Club Roubaix veranstaltet alle zwei Jahre eine Jedermann-Ausgabe, bei der auf dem Originalkurs neben Teilstrecken über 120 km oder 190 km auch die komplette Strecke des Profirennens von ca. 260 km absolviert werden kann, jeweils mit dem Ziel im Vélodrome von Roubaix.
Die letzten Podien:
2010: Fabian Cancellara, Thor Hushovd, Juan Antonio Flecha
2011: Johan Vansummeren, Fabian Cancellara, Maarten Tjallingii
2012: Tom Boonen, Sébastien Turgot, Alessandro Ballan
2013: Fabian Cancellara, Sep Vanmarcke, Niki Terpstra
2014: Niki Terpstra, John Degenkolb, Fabian Cancellara
Quelle=www.wikipedia.de