Europameisterschaft der Frauen 2017

  • Die ist ja schon ein wenig im Gange. Die Sport-Threads sind es aber leider nicht, also mache ich mal ein aktuelles Thema auf, um sie vielleicht wieder etwas zu beleben.
    (Kleine Anregung an die Mods: Wollen wir vielleicht die Damen-Turniere schlicht mit bei den "regulären" EMs und WMs einordnen? Auf dem Nationalmannschaftsportal wirken sie sonst seltsam prominent.)


    Gruppe A: Die niederländischen Gastgeberinnen waren bislang fehlerfrei. Gehören mit relativer Effizienz zum erweiterten Favoritenkreis. Dänemark platziert sich noch knapp vor überraschend starken Belgierinnen. Ex-Großmacht Norwegen ist abgeschlagen.
    Gruppe B: Deutschland setzt sich gemäß der Favoritenrolle durch, aber die Chancenverwertung ist besorgniserregend mies. Schweden geradeso auf Platz Zwei, aber nicht mehr die Macht früherer Tage. Italien und Russland spielen um die goldene Ananas, hätten aber mehr schaffen können.
    Gruppe C: Österreich ist bislang die Sensation des Turniers, können sich die Herren noch eine Scheibe von abschneiden. Die Französinnen liefen den Deutschen zwar das Abo auf die Top-Favoritenrolle ab, enttäuschten aber gewaltig. Die Schweiz hatte aber wenig Fortune, und verpasst knapp die französische Schwäche zu nutzen. Island spielt mit, kann jedoch leider die Sensation der Herren nicht wiederholen.
    Gruppe D: England mausert sich überraschenderweise zum Geheimfavoriten, spielfreudig, offensivstark und bislang ohne Makel. Spanien profitiert vom gegenseitigen Punktediebstahl unter Schottinnen und Portugiesinnen und setzt sich peinlicherweise lediglich mit der am wenigsten negativen Tordifferenz durch.


    Bislang haben mich nur die Niederlande und England überzeugt. Deutschland würde ich aber keinesfalls abschreiben. Frankreich auch nicht, die hätten es unter den hochgehandelten aber am wenigsten verdient. Dem Rest räume ich nur Außenseiterchancen ein, aber bei den Herren kamen die zuletzt ja auch recht weit.


    Viertelfinale 1: Oranje bleibt in der Erfolgsspur, setzt sich unspektakulär und verdient gegen Schweden durch. Ich würde ihnen sogar einen Erfolg im Halbfinale gegen England oder Frankreich zutrauen.
    Viertelfinale 2: Holland in Not, Deutschland kontra Dänemark fiel nämlich letzten Abend wegen Landunter aus. Deutschland ist für mich noch immer der Favorit gegen starke, aber nicht überragende Däninnen; allerdings habe ich Angst, dass sich die Jones-Truppe selbst schlagen könnte.
    Viertelfinale 3: Ziemlich offen, weil Österreich weit über und Spanien weit unter den Erwartungen performte. Mental sehe ich im Moment tatsächlich Österreich vorne.
    Viertelfinale 4: Auch hier wage ich den mutigeren Tipp und setze auf die Erstgenannten. Auch wenn Frankreich der große Favorit ist, so spricht der Lauf weiterhin für die Engländerinnen.

  • VF1: s.o.
    VF2: Ich habe es, allem Zweckoptimismus zum Trotz, fast schon befürchtet. Der Favorit hat zwar mehr Spielanteil, aber ein pomadiges Auftreten, unkreative Spielzüge und eine nachlässige Chancenverwertung. Der Außenseiter wittert die Chance für gezielte Nadelstiche - und gewinnt. Hochverdienter Sieg der Däninnen.
    VF3: Ein 0:0 nach 120 Minuten und dann auch noch eines von der langweiligen Sorte. Den Funken mehr Überzeugung kam schon im Spiel von den Österreicherinnen, die dies dann entsprechend auch vom Punkt umsetzten.
    VF4: Ich fühle mich vollauf bestätigt. Frankreich unter ferner liefen. England setzt sich durch. Punkt!


    HF1: Niederlande-England ist für mich das vorweggenommene Finale. Zwei Geheimfavoriten, die nun zu Topfavoriten mutiert sind. England ist nun die Nr.1 der Buchmacher, aber wisst ihr was? Ich traue den Gastgeberinnen den ganz großen Wurf zu und setze mal auf Oranje.
    HF2: Dänemark-Österreich wird einen Finalisten ergeben, den wirklich niemand auf der Rechnung hatte. Das erinnert ja schon frappierend an die Herren letztes Jahr. Mein Tipp dabei ist, dass Österreichs Potential nun auf dem Zenit ist, Dänemark nach dem Sieg über den Rekordsieger aber noch eine Schippe drauflegen könnte. Darum: Danish Dynamite!

  • Doof, dass ich nie wette, gerade mit den Gastgebern hätte ich bislang sicher Traumquoten erzielt.


    HF1: Was soll man noch sagen, der englische Traum ist ausgeträumt, das orangene Kollektiv war einfach besser.
    HF2: Das Spiel habe ich verpasst - oder auch nicht, wenn ich mir die Nachberichterstattung anschaue. Werbung für den Frauenfußball war ein solches Fehlschussfiasko über 120min+Elfemterschißen sicher nicht.


    Finale: Erstmals sind die Gastgeberinnen in der Favoritenrolle, der andere Finalist sowieso eine Überraschung. Passiert jetzt das gleiche wie bei den Herren letztes Jahr, da gab es ja erstaunliche Parallelen? Ich denke nicht. Es wird ein offenes Spiel werden, bei dem aber erneut das bessere Zusammenspiel der Niederländerinnen obsiegen dürfte.


    btw: Gab es bislang noch keine anderen Meinungen?

  • Habe zuwenig gesehen, um wirklich fundierte Einschätzungen oder Prognosen abgeben zu können. Grössere Stücke nur der Spiele der Schweizerinnen, ansonsten vor allem Zusammenfassungen oder kurze Ausschnitte. Das, was ich gesehen habe, hat auch nicht wirklich Lust auf mehr gemacht. Ohne jetzt auf den Frauenfussball draufkloppen zu wollen. Mir fehlt einfach ein bisschen Dynamik und Tempo. Obwohl ich sagen muss, dass es bei den "Durchschnittsteams" (wo ich die Schweiz dazuzähle) schon deutlich besser aussieht als bei den Spielen, die ich vor zwei Jahren an der WM gesehen habe.


    Dadurch, dass die Mädels taktisch den Männern kaum nachstehen, zumindest in der Defensive, wird es dann oft schwierig, zu guten Chancen zu kommen. Vor allem, da es kaum Spielerinnen gibt, die mal ein 1gg1 oder ein Tempodribbling erfolgreich bestreiten können. Bachmann ist bei der Schweiz diesbezüglich eine Ausnahme. Sie macht die Mannschaft imho gleich zwei Klassen besser. Was leider auch oft auffällt, sind fehlende Athletik und haarsträubende Patzer bei den Torhüterinnen. So gibt es dann doch ein paar Tore mehr als man aufgrund der Spieldynamik vermuten würde.


    Vielleicht werde ich mir den Final trotzdem anschauen. Die EM wird beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen in der Schweiz recht gepuscht. Der Frauenfussball ist sicher auch auf einem guten Weg. Ich würde im Endspiel auch den Gastgeberinnen Vorteile bescheinigen.

  • Habe zuwenig gesehen, um wirklich fundierte Einschätzungen oder Prognosen abgeben zu können.


    Frauenfußball ist für mich auch eine Disziplin, bei der ich wie bei einigen anderen Sportarten nur ausgewählte Partien (Top-Spiele, Endspiele und Nationenturniere) verfolge. Interessanter als die zahlreichen U-irgendwas-Turniere mit Sport-Lehrlingen unterschiedlichen Ausbildungs- und physiologischen Entwicklungsstandes finde ich es aber trotzdem.


    Dadurch, dass die Mädels taktisch den Männern kaum nachstehen, zumindest in der Defensive, wird es dann oft schwierig, zu guten Chancen zu kommen.


    Der ersten Satzhälfte stimme ich 100%ig zu. Objektiv hat der Frauenfußball stets in allen Belangen aufgeschlossen. Aber in den letzten paar Jahren wohl tatsächlich am stärksten in Sachen Taktik und Spielzerstörung. Kreativität und Offensive scheinen leider nicht ganz so schnell vorangekommen (an der besseren Defensive allein lag es auch nicht, die Chancenverwertung einiger Mannschaften war dieses Jahr wirklich katastrophal). Und auch "Mittelklasse"-Teams schaffen es nun Spiele ausgeglichener und kontrollierter zu gestalten. Dem Sport an sich tut das sicher gut, aber als Zuschauer profitiert man wohl weniger davon, dass die gefühlte Hälfte der Spiele mit 0:0 endet. Früher war das Niveau in der Breite nicht ganz so groß, aber dafür waren viele Partien oft unterhaltsamer, weil es auch mal ein Eishockey-Ergebnis geben konnte.


    Aus jenen Gründen glaube ich auch, dass es dem Sport ganz gut tun wird, dass im Finale keiner der üblichen Verdächtigen steht. Die sehr ausgefeilten, aber dennoch mittlerweile auch recht berechenbaren Taktiken haben sich gegenseitig egalisiert. Sich auf die Kombination besserer Einzelspielerinnen und einer auf den Gegner perfektionierten Taktik zu verlassen wurde dieses Mal nirgends belohnt. Am weitesten kamen m.E. nämlich jene, die auch mal mutige und ungewöhnliche Spielzüge eingesetzt haben. Die Niederländerinnen begeistern mich gerade deswegen gerade so sehr: relativ viel Tempo, variable Spielzüge nach vorn und ein dynamisches Kollektiv - auf eine ähnliche Weise überraschten 2008 die spanischen Herren bei einem ansonsten von taktische konventionell-vorsichtig geprägtem Turnier.

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