• Leute, gerade ist etwas historisches geschehen: Max Hopp hat die German Darts Open 2018 gewonnen! Das ist sensationell, man bedenke, Hopp ist die Nr. 50 der Welt (und damit Deutschlands Dart-Nr. 1) und hat auf dem Weg zum Titel Peter Wright (Nr. 2) und den amtierenden Weltmeister Rob Cross (Nr. 3) geschlagen. Im Finale gewann er mit 8:7 gegen Michael Smith. Für Max Hopp und den deutschen Dartssport generell ist es der erste Titel auf der Pro Tour.


    Okay, ich bin vermutlich wieder viel zu schnell und keiner versteht was ich erzähle. Wer interessiert sich denn alles so für Darts, spielt vielleicht sogar selber ein bisschen? Oder seht ihr Darts als „Kneipensport“?

  • Ich verfolge Darts regelmässig.
    Das ist echt der Hammer. Vor allem weil viele seine Karriere am Scheideweg sehen...


    Er scheint in den letzten Wochen was verändert zu haben. Hatte vorher bei den Turnieren ja schon immer mal wieder Preisgeld eingespielt. Aber das Ding jetzt zu gewinnen. Damit konnte man nicht rechnen.


    Hoffen wir mal dass er die Nerven jetzt im Griff behält und sich für die WM qualifiziert...

    Siamesen kann niemand trennen.
    Schizophrene sind nie allein.
    Pädophile haben immer Bonbons.
    Und wir hassen Hoffenheim!
    :beer:

  • Ich bin seit mehr als zehn Jahren regelmäßiger Dart-Gucker. Das Finale Taylor - van Barnefeld im Jahr 2007 war da ein Erweckungserlebnis.


    Über Max Hopp habe ich gerade kürzlich gelesen, dass er sein Training umgestellt habe und weniger, aber dafür abwechslungsreicher trainiere.

  • Hoffen wir mal dass er die Nerven jetzt im Griff behält und sich für die WM qualifiziert...


    Wer in so einem Match die Nerven behält und den Dart ins Bull hämmert, bei dem mache ich mir eigentlich keine Sorgen. Ne, ernsthaft, er ist jetzt die Nummer 40 der Welt und die Nummer 17 der Pro Tour OoM (die Nr. 1, wenn man die 16 bzw. 32 Spieler rausrechnet, die schon über die normale OoM qualifiziert sind). Wenn er nicht komplett einbricht, ist er damit für die WM und das Matchplay mehr als locker qaulifiziert, auch für den Grand Prix sollte es reichen. Und als aktuell zweiter der European Tour OoM ist ihm auch die EM kaum noch zu nehmen.

    Ich bin seit mehr als zehn Jahren regelmäßiger Dart-Gucker. Das Finale Taylor - van Barnefeld im Jahr 2007 war da ein Erweckungserlebnis.


    2007, das ist deutlich vor meiner Zeit :D Um mich ist's während der letzten WM geschehen, durch Zufall bin ich auf Cross vs. van Gerwen gestoßen - und seitdem verpasse ich kaum noch ein Turnier.

  • Gut, fangen wir mal mit ein bisschen "Geschichtsunterricht" an:

    "The Darts Split"
    Als "Darts Split" bezeichnet man einen heftigen Streit im Jahre 1992 zwischen dem damals einzigen Dartverband BDO (British Darts Organisation) und den besten Dartspielern der Welt. Diese waren sauer, bis auf die WM wurden keine Turniere im Fernsehen gezeigt, Preisgeld gab es auch kaum (da gab es mal einen Sketch, der das Image des Sportes ziemlich kaputt machte, die meisten Sponsoren zogen sich daraufhin zurück), deshalb gründeten 16 Profis den WDC (World Darts Council). Die BDO fand das natürlich nicht gerade toll und schloss die Spieler aus dem Verband aus. Daraufhin gab es einen langen (und teuren) Rechtsstreit an dessen Ende der WDC in PDC (Professional Darts Cooperation) umbenannt wurde.


    Im Folgenden werde ich nur über die PDC sprechen. Das hat zwei Gründe, zum einen kenne ich mich mit der BDO wenig bis gar nicht aus, zum anderen wechseln eigentlich alle Spieler, die bei der BDO was erreicht haben zur PDC. Man kann also behaupten, bei den Turnieren der PDC nehmen die besseren Spieler teil.


    Spielmodus
    Jedes Spiel besteht aus mehreren Legs oder Sets. Ein Leg, das sind 501 Punkte, die ein Spieler werfen muss. Klingt langweilig, ist es aber nicht, denn es müssen exakt 501 Punkte geworfen werden - wer zu viel wirft hat überworfen, die alte Punktzahl bleibt bestehen. Außerdem muss der letzten Wurf auf ein Doppelfeld erfolgen. Und an der Stelle beginnt das große Rechnen: Ist die Doppel-19 für den letzten Dart sinnvoll? Nein, denn wenn ich nur die einfache 19 werfe, kann ich mit dem nächsten Dart nicht das Spiel beenden (19 ist nicht durch zwei teilbar).
    Um ein Set zu gewinnen, muss ein Spieler drei Legs gewinnen. Allerdings wird bei den meisten Turnieren ohne Sätze gespielt, es reicht dann einfach eine bestimmt Anzahl an Legs, die man braucht, um das Match zu gewinnen.


    Turniere und Order of Merit
    Es gibt drei Arten von Turnieren: die World Series-Turniere, die Pro Tour-Turniere und die Major-Turniere. Von letzteren gibt es insgesamt zwölf Stück, die quer über das Jahr verteilt sind.


    Aber wann darf man überhaupt an den Turnieren teilnehmen? Seit 2011 gibt es 128 sogenannte "Tourcard-Holder". Das sind Spieler, die eine Tourcard besitzen, welche einem die Teilnahme an allen Pro Tour-Events ermöglicht. Um eine Tourcard zu bekommen, muss man entweder die Q-School, die Challenge Tour, oder die Development Tour spielen, wobei der gängige Weg die Q-School ist. Folgende Spieler erhalten zu Beginn eines jeden Jahres eine Tourcard:

    • Top 64 Spieler der Order of Merit (OoM)
    • Top 2 Spieler der Challenge Tour Order of Merit
    • Top 2 Spieler der Development Tour Order of Merit
    • 2-Jahres Tour Card Gewinner vom letzten Jahr
    • Rest: Q-School Qualifikanten

    Eine Tourcard gilt immer für zwei Jahre; wenn man unter den Top 64/Top2 der jeweiligen OoM ist, wird sie um ein Jahr verlängert.


    Nun zu den Order of Merits, insgesamt gibt es neun Stück.

    • PDC Order of Merit - die Weltrangliste. Alle Preisgelder, die ein Spieler in einem Turnier erspielt, werden hierfür gewertet (sofern es sich nicht um ein Einladungsturnier handelt).
    • Pro Tour Order of Merit - alle Preisgelder, die ein Spieler auf Pro Tour Events sammelt, werden gezählt.
    • European Tour/Players Championship/UK Open Order of Merit - hier werden die drei Arten der Turniere der Pro Tour einzeln gewertet (siehe unten).
    • World Series Order of Merit - hier wird nicht das Preisgeld gezählt, stattdessen sammeln die Spieler auf den World Series Events je nach ihrer Platzierung Preisgeld.
    • Q-School/Challenge Tour/Development Tour Order of Merits - dies sind die Ranglisten, welche entscheidend für eine Tourcard sind.

    Die Pro Tour, das sind 41 Turniere. Die UK Open Qualifiers (6 Stück) werden gebraucht, um die Qualifikanten für die UK Open auszuspielen. Die Players Championships (22 Stück) sind die Turniere, bei denen alle Tourcard-Holder (und nur die Tourcard-Holder) antreten dürfen. Gespielt wird, wie bei den UK Open Qualifiers in einem einfachen Single KO-System, d. h., nach sieben Runden steht der Gewinner fest. In der ersten Runde sind die Top 64 der Pro Tour OoM gesetzt, sie spielen gegen einen ungesetzten Gegner. Publikum ist bei diesen Turnieren nicht anwesend. Die dritte Kategorie der Pro Tour-Events ist die European Tour. Dreizehn Turniere in ganz Europa, meist aber in Deutschland, finden vor Publikum statt. Qualifiziert sind die Top 16 der Pro Tour OoM, sie steigen in der zweiten Runde ein. Die restlichen 32 Qualifikanten, die in der ersten Runde spielen, werden in verschiedenen Qualifiers ermittelt, es gibt z. B. die UK Qualifiers, bei denen sich 18 Spieler für die erste Runde qualifizieren, es gibt aber auch die Host Nation Qualifiers, damit gesichert ist, dass mindestens vier Teilnehmer des Turnieres aus dem Gastgeberland stammen. Bei diesen Qualifiers dürfen übrigens auch Spieler antreten, die nicht im Besitz einer Tourcard sind.


    Die World Series besteht aus sechs Einladungsturnieren (Einladungsturnier = (Nicht alle) Spieler werden durch die OoM bestimmt, sondern von der PDC eingeladen).


    Bleiben noch die zwölf Major-Turniere, das sind die World Darts Championship (Dart-WM), The Masters, Premier League Darts, UK Open, World Cup of Darts (Team-WM), World Matchplay, Champions League of Darts, World Grand Prix, Grand Slam of Darts, European Darts Championship (Europameisterschaft), Players Championship Finals und World Series of Darts Finals.
    Im Normalfall qualifiziert man sich über die beiden großen Ranglisten (OoM und Pro Tour OoM), Ausnahmen sind neben der EM, den Championships Finals und den World Series Finals (da werden jeweils die "eigenen" Ranglisten benutzt) die Premier League (Top 4 der OoM + Wildcards), der Grand Slam of Darts (Gewinner der großen Turniere + acht Spieler der BDO) und die UK Open (eigene Rangliste + Amateur Qualifiers)



    So, das wäre erstmal das was mir einfällt. Wenn noch Fragen offen sind, versuche ich die natürlich zu beantworten, vielleicht entdecken Siika oder thegame Fehler o. ä., korrigiert mich dann bitte :)


    Zum Abschluss möchte ich euch nich zwei Sachen verlinken:
    Für die jenigen, die mal ein bisschen ins Spielgeschehen schnuppern wollen hätte ich das hier: https://www.youtube.com/watch?v=Dd_wRsWT01A
    Und dann noch eine Fachseite, dort indet ihr noch ein paar mehr Informationen: http://dartn.de

  • Übertragen werden fast alle Turniere, die für die OoM relevant sind von DAZN. Sport1 zeigt - wahrscheinlich aus Kostengründen - nur noch ausgewählte Turniere wie aktuell die Premier League (immer Donnerstag wenn keine Europa League ist) oder eben die WM Ende des Jahres.


    Leider ist Elmar Paulke von Sport1 komplett zu DAZN abgewandert weshalb mMn die Qualität der Übertragungen stark nachgelassen haben was das Kommentieren angeht.

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  • Planänderung: Erst der Artikel hier, dann die SdM Statistiken ;)


    Als ich den Thread hier erstellt hatte, hatte Max Hopp seinen ersten Titel im Seniorenbereich gewonnen. Seit dem ist einiges passiert, man kann ohne Übertreibung vom besten Jahr der Deutschen beim Dart reden, denn inzwischen haben wir drei Spieler, die auch schon gegen die großen Namen gewinnen konnten.


    Max Hopp fiel nach seinem Turniersieg in Saarbrücken in ein kleines Loch, neben einer Achtelfinalteilnahme standen viele schwächere Spiele. Beim World Matchplay, dem zweitwichtigsten Turnier nach der WM, für das er sich durch seinen Turniersieg qualifizieren konnte, schied er in der ersten Runde gegen Ian White, zu dem Zeitpunkt Nr. 11 der Welt, mit 7:10 aus. Letzten Monat konnte er aber sensationell eine Players Championship gewinnen, sein zweiter Titel in diesem Jahr. Beim World Grand Prix, dem viertwichtigsten Major-Turnier, verlor er zwei Tage später völlig chancenlos mit 0:2 (1:3, 1:3) Sätzen gegen die damalige Nr. 8 der Welt, Dave Chisnall.


    Martin Schindler konnte zwei Halbfinals bei den 22 Players Championships verbuchen. Bei der EM war er auch dabei, doch dazu später mehr. Auf der European Tour konnte er dreimal unter die letzten 16 kommen, dazu gewann er an einem (!) Tag zwei Turniere auf der Development Tour, die „Jugend-Tour“ der PDC für Spieler unter 23.


    Gabriel Clemens erreichte bei der zehnten Players Championship das Halbfinale, bei der elften kam er bis ins Finale, wo er sogar einen Matchdart gegen den Doppelweltmeister Gary Anderson vergab. Auf der European Tour, also bei Bühnenspielen tat er sich trotz guten Averages (also den im Durchschnitt geworfenen Punkten) schwer, erreichte nur zweimal die zweite Runde und verpasste so auch die EM.


    So, jetzt zur EM, die dieses Jahr in der Westfalenhalle stattfand, vielleicht hat auch der ein oder andere was in den Medien mitbekommen (z. B. in den Tagesthemen lief ein Beitrag und auf WDR5 kam Kevin Barth, der wohl bedeutendste deutsche Darts-Journalist, zu Wort). Qualifiziert für die EM waren die Top 32 der European Tour Order of Merit, nochmal zur Erinnerung: alle Preisgelder, die bei den 13 European Tour-Turnieren eingespielt wurden, zählten. Diese 32 Spieler sind alle gesetzt, d. h. in Runde 1 spielt 1 – 32, 2 – 31 usw., in Runde 2 dann 1/32 – 16/17 usw. Nicht bei der EM dabei waren unter anderem Gary Anderson (2x Weltmeister und World Matchplay-Sieger 2018) und Raymond van Barneveld (5x Weltmeister), beide hatten aus Motivationsgründen kein Turnier der diesjährigen European Tour gespielt. Dafür waren, wie bereits oben erwähnt Max Hopp und Martin Schindler dabei.


    Die erste Runde blieb weitestgehend ohne Überraschungen, von den Top-Gesetzten mussten nur Ian White, der ein European Tour-Turnier gewinnen konnte, und Daryl Gurney die Segel streichen. Martin Schindler scheiterte mit 3:6 an James Wade; Michael van Gerwen (Nr. 1 der Welt) spielte einen sensationellen 110er Average gegen Paul Nicholson und gewann 6:2. Max Hopp gewann sein Erstrundenmatch gegen William O’Connor souverän mit 6:1, dabei checkte er unter anderem 164, das dritthöchste Finish beim Dart, über die Triple 20, die Triple 18 und das Bulls-Eye im ersten Leg. Das Spiel geht aber wohl als eines der hitzigsten in die Annalen ein, das Publikum in Dortmund pfiff die ganze Zeit O’Conner aus – und der ließ sich provozieren, unterbrach zum Beispiel seinen Wurf um auf die (zugegeben unfassbar unfairen) Pfiffe des Publikums zu reagieren.


    In der zweiten Runde begann dann das große Favoritensterben: die beiden besten Spieler der Welt (zumindest nach der Weltrangliste) verloren: Michael van Gerwen mit 7:10 gegen Steve West (der sonst eher zur zweiten Garde der PDC gehört) und Peter Wright mit 6:10 gegen Simon Whitlock. Zwei weitere Spieler aus den Top 10 der Welt (Michael Smith und Dave Chisnall) schieden ebenfalls aus. Max Hopp gelang eine erste kleine Überraschung, er schaltete James Wilson mit 10:7 aus und bewies sich wieder stark beim Beenden der Legs: Zum vorentscheidenden 9:7 checkte er 156 über zweimal Triple 20 und Doppel 18. Diese sogenannten „Highfinishes“, also Checkouts von über 101 sollten zu seiner Stärke im weiteren Turnierverlauf werden.


    Im Viertelfinale zeigte Hopp gegen Darren Webster (Nr. 14 der Welt) sein bestes Spiel bei der EM. Bis zum 5:5 war das Spiel ziemlich ausgeglichen, danach gewann Hopp fünf Legs in Folge und zog mit 10:5 in das Halbfinale ein. Ach ja, und Hopp checkte während des Spiels 121, 126 und – da war doch was – 164. Beeindruckend! Noch nie hatte es ein Deutscher über das Achtelfinale eines Major-Turnieres hinausgeschafft – und nun ging’s sogar bis ins Halbfinale gegen James Wade (damals Nr. 10 der Welt).


    Und auch hier startete Hopp sensationell. Im ersten Leg direkt ein 126er Checkout, und nach dem Ausgleich das gleiche Spielchen nochmal. Danach zog er auf 9:5 davon. Doch Hopp wurde nervöser und Wade steigerte sich kontinuierlich. Beim Stand von 10:9 bekam Hopp drei Matchdarts – alle drei ganz knapp vorbei. Wade gewann das Leg und auch das nächste und zog nach seinem 11:10 Sieg über Hopp ins Finale ein, welches er gegen Simon Whitlock mit 11:8 gewann.


    Trotz der bitteren Halbfinalniederlage ein ganz großer Auftritt von Hopp, der wieder mal bewies, dass er zurecht als eines der größten Darts-Talente überhaupt gilt.


    Mit der EM ging auch die heiße Phase des Jahres los, als nächstes folgt der Grand Slam (für den Hopp zu 99% qualifiziert ist), danach die Players Championship Finals (mit Hopp, Schindler und Clemens) und dann über Weihnachten die WM. Dort sind sogar erstmals vier Deutsche dabei, neben Hopp, Schindler und Clemens, die sich ganz normal über die Ranglisten qualifizieren konnten, schenkt die PDC alljährlich den Deutschen aus Marketinggründen einen weiteren Platz. Bis zur WM wird Max Hopp sehr wahrscheinlich auch unter den Top 32 der Welt sein (als erster Deutscher), das würde bedeuten, dass er er gesetzt wäre und erst in Runde 2 einsteigen müsste.


    Btw hat es nicht nur Vorteile, dass Darts in DE gerade so durch die Medien geht. Selten habe ich so viel Sch… misslungene Artikel bei eigentlich seriösen Nachrichtenseiten gesehen. Für dieses Feature von DAZN trifft das aber nicht zu, das kann ich euch nur wärmstens empfehlen.

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