Es folgt eine Geschichte über verdammt beschissenes Timing, vermeintlich falsche Entscheidungen und die Frage, was wäre wenn?
Wo fängt man sie am besten an? Am Beginn...
Wir schreiben den 14.10.1981, meine Schwester feiert ihren 7. Geburstag, meine Mutter trägt mich noch immer im Bauch, dabei sollte ich schon seit ca. 3 Wochen auf der Welt sein. Der erste Beweis dafür, dass ich offenbar meinen eigenen Kopf habe... Wie dem auch sei, sie meistert den Tag mit mehreren Kindern mit Bravour, am späten Abend setzen die Wehen ein, ich entschließe mich zur Welt zu kommen, am folgenden Tag nach 18 Uhr ist es dann soweit... Ich, Gregor Kurz, erblicke das Licht der Welt.
Bis auf ein paar Minuten Unterschied erblicken auf den Tag genau 6 Jahre Später Zwillingsmädchen das Licht der Welt... Eine unbedeutende Notiz, die Jahre später plötzlich von essenzieller Bedeutung wird.
Mitte der 90er Jahre wird die Bundesstraße 10 zwischen Pirmasens und Landau gebaut, die Umgehung soll die Ortschaften im Umkreis entlasten. Die Straße führt durch insgesamt 4 Straßentunnel... Ich erinnere mich heute noch immer an einen Satz, der mein Vater immer wieder sagt, wenn wir nach Karlsruhe zur Verwandschaft aufbrachen und mal wieder bei strömendem Regen losfuhren. "Du weißt doch, hinter den 4 Tunneln scheint immer die Sonne." Woher dieser Satz kommt? Es ist so... Unzählige Male sind wir bei strömendem Regen losgefahren, nach den ersten beiden Tunneln bei Annweiler hört der Regen auf, zwei weitere Tunnel später lockert die Bewölkung auf und die Sonne kommt durch. Jedes verdammte Mal!
Es gab Zeiten, da war ich der Meinung, eine Beziehung sei nicht wirklich was für mich. Es gab Ereignisse in meinem Leben, die dazu geführt haben, dass ich heute ein so komplizierter und fast schon kaputter Mensch bin. Ich habe einiges getan, auf das ich nicht stolz bin und was ich definitiv anders machen würde, sollte ich die Gelegenheit dazu irgendwie bekommen. Es erinnert mich an einen Freund, Fan der Roten Teufel, der vor kurzem zu mir sagte "Die da oben haben in den letzten 20 Jahren so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann". Prinzipiell hätte er auch über mich sprechen können, es würde keinen Unterschied machen... Seit die Roten Teufel Meister wurden 1998 hab ich auch eine menge falsche Entscheidungen getroffen, jedenfalls sieht es rückblickend so aus. Aber alles bereuen bringt überhaupt nichts, es kommt kein Marty McFly mit nem DeLorian vorbei und bringt mich zurück...
Inzwischen bin ich seit über 9 Jahren in einer festen Beziehung, wir befinden um im "verflixten 7. Ehe-Jahr" und haben ein schweres, erstes Halbjahr hinter uns. Doch wir haben uns ein weiteres Mal zusammen gerauft. Ganz ehrlich, warum sie immer noch bei mir ist, ich verstehe es nicht. Sie selbst wohl auch nicht. Es muss wohl Liebe sein... Wer weiß, ob wir es noch wären, hätten wir nicht unseren Sohn. Es ist, als sei ich von zu Hause bei strömendem Regen losgefahren und habe gerade die 4 Tunnel passiert, die Sonne kommt zum Vorschein. Besser als gerade, könnte es eigentlich nicht sein. Seit Jahren arbeite ich beim Karlsruher SC als Trainer, zuletzt die A-Jugend. Nachdem der Verein zum Ende der Saison 2016/2017 sang- und klanglos aus der 2. Liga abgestiegen ist, bot man mir den Cheftrainerposten an, man möchte den Verein mit mir zurück nach oben führen.
Ich muss keine Sekunde überlegen, nehme den Posten an. Ina und ich wollten ohnehin in Karlsruhe sesshaft werden, haben günstig ein schönes Grundstück erstanden, wo gerade die Vorbereitungen für die Bodenplatte durchgeführt werden. Der Trainerstab bleibt bestehen, nur die Position des Co-Trainers muss neu besetzt werden. Eine junge Frau übernimmt zu meiner Überaschung den Posten, ihr Name: Klara Fall. Von unserer ersten Begegnung irgendwann im Mai bleibt mir nicht viel in Erinnerung, sie schaute sich auf dem Vereinsgelände um und war auch schnell wieder weg.
Sie wird mir vorgestellt, nicht vergessen werde ich ihre fast ängstliche Zurückhaltung, sowie ihren leichten Händedruck zur Begrüßung. Mein erster Gedanke ist "Mädchen, hübsch sein reicht in diesem Geschäft nicht aus, diese Zurückhaltung musst du ablegen oder du gehst hier unter." Ich sage es selbstverständlich nicht, ihr Blick wirkt so als würde sie denken "mein Gott, was hab ich hier gemacht". Doch, das weiß ich heute, dieser Eindruck täuscht... Auch dass diese Begnung am 1.7.2017 mein Leben ein weiteres Mal völlig aus den Fugen reißt, es ist nicht vorherzusehen...
Wir machen uns erstmal mit den Begebenheiten vor Ort vertraut, ich stelle mich der Mannschaft vor, stelle sie vor. Einige, inklusive mir, sind skeptisch. Eine Frau Ende 20, die zuvor nie in diesem Bereich gearbeitet hat, soll nun mir, dem ehemaligen Jugendtrainer assistieren und wir sollen den Verein gemeinsam nach oben führen? Wir lassen das Team als erste Trainingseinheit ein Trainingsspiel absolvieren, es war ihre Idee. So könne man am besten die Hierarchie im Team feststellen. Ich bin beeindruckt, so habe ich das noch nie gesehen. Aber schnell stellt sich heraus, wer im Team Ansagen und Answeisungen an die Mitspieler gibt und wer sie ausführt. Nach dem Training verabschieden wir uns vom Team, ich fahre mit erstaunlich guter Laune nach Hause und begehe den ersten großen Fehler, ich erwähne Klara zu Hause nur beiläufig...