Danke für das Kompliment, mein lieber Lancelot!
Den Jahreswechsel verbrachte ich bei meiner Freundin. Wir hatten zusammen mit ihren Kindern einen schönen Tag und Abend, den wir mit Raclette, Spielen („Stadt, Land, Vollpfosten“ und „Risiko“), Dinner for one und Knallerei auf der Straße verbrachten. Erst um halb drei Uhr morgens fanden wir den Weg ins Bett, was für mich, der ich sonst immer um halb elf anfange zu gähnen, eine herausragende Leistung war.
Als ich am Neujahrsmorgen (ok, genau genommen war es Mittag) meine WhatsApp-Nachrichten checkte, fand ich Neujahrsgrüße von Bojan vor. Er wünschte mir privat alles Gute und uns als Trainerteam ein erfolgreiches 2019. Außerdem informierte er mich darüber, dass seit heute Joseph Amaefule und Tim Wallenborn fest zum Kader der Ersten Herren des SV Vorwärts Nordhorn gehörten.
Amaefule war klar, aber Wallenborn?
Natürlich wusste ich, wer er war: Innenverteidiger, aber auch als Flügelverteidiger einsetzbar. 21 Jahre alt, über einsneunzig groß. Ein junger Mann mit guten Anlagen, bereits jetzt mit Einsatzfreude, Aggressivität und Führungsqualitäten gesegnet. Ein guter Mann, der unserer Hintermannschaft über kurz oder lang sehr gut tun würde.
Aber wann hatten wir Wallenborn einen Vertrag angeboten? Und vor allen Dingen wer?
Ich beschloss noch ein, zwei Tage abzuwarten und dann der Sache auf den Grund zu gehen.
Als ich zwei Tage später wieder zurück in Nordhorn war, rief ich bei Martin an. Nachdem wir zunächst die üblichen Floskeln einschließlich Neujahrswünschen ausgetauscht hatten, kam ich zur Sache und befragte ihn nach Tim Wallenborn.
„Ja, klar! Das haben Sven und ich eingetütet. Du wolltest doch neue Spieler haben und einen Verteidiger haben wir doch auch nötig, oder?“
Ich schluckte einmal.
Und dann noch einmal und zwar schluckte ich die Bemerkung, die ich im Sinne hatte, runter.
„Na ja ... wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich für einen echten Linksverteidiger entschieden.“
„Nun haben wir Wallenborn und das wird auch klappen. Immerhin kann er auch Außenverteidiger spielen. Übrigens ...“
Ich konnte förmlich sehen, wie sich ein Grinsen in Martins Gesicht ausbreitete.
„ ... in Zukunft werden wir leichter an bessere Spieler kommen.“
Ich konnte förmlich spüren, wie Martin darauf wartete, dass ich nachfragte.
Ich tat ihm den Gefallen.
„Wieso das denn? Schaltet ihr wieder eine Anzeige in der Zeitung?“
„Nein. Sven und ich haben etwas viel Besseres gemacht. Wir haben einen Chefscout eingestellt!“
Ich konnte förmlich riechen, wie Martin auf das Lob wartete.
DEN Gefallen tat ich ihm nicht.
„Nur mal für mich: Ihr lehnt die Verpflichtung eines weiteren Spielers mit Verweis auf die finanzielle Lage ab, um einen Chefscout einzustellen, der Spieler sucht und vorschlägt, die ich mit Verweis auf die finanzielle Lage nicht verpflichten kann? Habe ich das so richtig verstanden?“
Martin war spürbar enttäuscht, geradezu beleidigt und brummelte etwas von „So kann man das nicht sagen ... das musst Du anders sehen ... Dir fehlt da das Hintergrundwissen ...“
Sehr kurze Zeit später war das Gespräch beendet.
Am 15. Januar kamen die Spieler aus Urlaub zurück. Alle machten einen guten und zufriedenen Eindruck und schienen auch über die Feiertage ganz gut auf ihre Fitness geachtet zu haben.
Wie gut, dass stellte sich am nächsten Tag heraus, als wir das erste Testspiel absolvierten. Gegner war der niederländische Fünftligist Excelsior’31 Rijssen.
Das Spiel verlief insgesamt sehr ausgeglichen, wie sich auch aus den Statistiken nach Spielschluss ergab:
Von den zwölf Torschüssen in der ersten Spielhälfte konnte Ylli Neziri zwei verwerten und uns mit einer komfortablen und verdienten 2:0-Führung in die Pause bringen. Kurz nach Wiederanpfiff verkürzten die Gäste und wir gerieten 10, 15 Minuten unter Druck. Danach bekamen wir die Sache wieder besser in den Griff und konnten den knappen Vorsprung bis zum Ende halten.
Bestnoten verdienten sich bei uns neben Neziri (8,8) auch Berkenbaum (7,8) und Castillo (7,2).
Die beiden Neuen, Amaefule (6,5) und Wallenborn (6,9), spielten eher (unter)durchschnittlich. Aber sie würden sich schon noch reinfinden, da war ich sicher.