Danke für das Lesen und für das Hinterlassen eines Kommentares. Habe mich sehr gefreut
KAPITEL 6
Meine lieben Leser,
unsere Mannschaft hatte in dieser Woche eine wunderbare Stimmung fabriziert. Wir hatten unser Auftanktspiel gewonnen. Jene Mannschaft, die im letzten Jahr fast nur Niederlagen kannte. Die Spieler lachten. Sie fühlten sich stolz. Und befreit. Beinahe gelöst, würde ich fast sagen.
Alex Hartmann achtete aber darauf, dass die Mannschaft den Sieg nicht zu euphorisch nahm.
Im Training sprach sie immer wieder an, was nicht so gut funktioniert hatte. Lukas, du hast viel zu viele Chancen vergeben“ sagte sie ernst und versuchte, im Einzeltraining, mit ihm daran zu arbeiten
Immer wieder ließ sie sich neue Übungen einfallen. So ließ sie die Spieler zB in Gruppen „Dreiecke“ Bilden, wobei zwei der „Dreiecke“ die Aufgabe hatten zu laufen und sich den Ball über Kurzpässe – mit einmal berühren – zuzuspielen, während die zwei anderen Dreiecke versuchen mussten, mit temporeichem Gegenpressen den Ball abzufangen. Gelang es ihnen, hatten eben diese Gruppe die Aufgabe, den Ball zu halten. Erschwert wurde diese Übung dadurch, dass die „überzähligen“ Spieler, aber auch die Trainer, sich immer wieder als neutrale Störfaktoren einmischten und somit den Unberechenkeitsfaktor hoch hielten
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Alex lebte jede einzelne Siutation auf dem Platz mit und kommentierte diese.„Bewegt euch, keiner bleibt stehen, anbieten, sofort abspielen, nicht warten“ oder sie gab Kommandos: „Dreieckspass, nur mit einmal berühren und die anderen bewegen sich. Nein Lukas, nicht stehen bleiben, immer in Bewegung und wenn du siehst dass ein Pass zu dir kommt schon früher loslaufen. Denke daran, dein Gegenspieler wird dich im Spiel verfolgen, du musst rechtzeitig da sein. Weiterlaufen, Weiterlaufen, auch wenn es anstrengend ist und hinein in die Schnittstelle, nein, nein, nein, der 6er spielt nur einfach. Immer nur einfache Pässe. Ruhig bleiben, lasst den Ball laufen, der Ball wird niemals müde, immer nur mit einem Kontakt, ein Kontakt. Organisiert bleiben, jeder hat seine Position, diese muss abgedeckt sein“... Und immer wieder versammelte sie die Spieler im Kreis, um mit ihnen zu sprechen.
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Voller Vorfreude wartete die gesamte Mannschaft auf das nächste Wochenende. Denn nach unserem Pokalsieg fand hier das 1. Meisterschaftsspiel statt. Ein Auswärtsspiel. Was bedeutete, dass wir mit einem kleinen, gemieteten Bus, 19 Mann hoch, aufbrachen. Die Stimmung auf der Fahrt war ausgelassen und gut. Ich saß mit Alex Hartmann in einer Bank, wir besprachen Varianten, Spielzüge, taktisches. Aber auch ein bisschen etwas persönliches. Ich war fast schon traurig, als unsere Fahrt nach drei Stunden zu Ende ging.
Drei Stunden? Ja. Denn unser heutiger Gegner war der SG Aufbau Bolzenburg. „Würden die in der Hamburger Stadtliga spielen, wäre der Anfahrtsweg der Hamburger nicht weiter als unserer“[/i] schimpfte ich. Wir kannten die SG noch vom letzten Jahr. Wir hatten uns mit diesem Verein im letzten Jahr ein spannendes Duell um den Abstieg geliefert. Bis die eben gerettet waren, und wir nicht absteigen mussten, da zwei Vereine ihre Lizenz verloren hatten. Deshalb wussten wir ganz genau, dass dieser Gegner eine Messlatte für uns war. Wir würden wissen, wo wir standen.
1. Spieltag: SG Aufbau Bolzenburg – SV Wacker Neufeld
Erneut spulten wir vor dem Spiel unser Programm ab. Aktivieren, 5 gegen 2 in zwei Kreisen, danach noch kurze Besprechung, wo wir den Spielern noch einmal erklärten, wie ihre Rolle sein sollte. Von der Aufstellung her schickten wir die selbe Mannschaft auf das Feld, die in der letzten Woche gewonnen hatte. Tobias Scharlau war immer noch verletzt. Er hatte sich aber entschieden, die Auswärtsfahrt mitzumachen, um seine Kollegen zu unterstützen.
Unser 4-1-4-1 funktionierte gut. Die Mannschaft spielte, kombinierte, trat organisiert auf. Und das was der Gegner über die Mittellinie brachte, wurde zum größten Teil bereits von Udo Laimer abgeräumt. Nur nach vorne funktionierte wenig. Verstehen Sie mich nicht falsch. Wir generierten Chancen, sowohl durch die Mitte als auch über die Flügel. Aber es war unser Stürmer Lukas Völkler, der nahezu alle Chancen ausließ. Entweder schloss er zu überhastet ab, oder er verstolperte sang und klanglos. Alex fieberte an der Linie mit und bei jeder vergebenen Chance wurde sie frustrierter. Jochen, wie viele waren das jetzt? 8? Das war doch die 8te Chance. Das gibt es doch nicht“ schrie sie irgendwann.
Doch. Das war so. Es dauerte lange, bis in die 74. Minute. Es war Szymanski der eine gute Idee hatte. Ein Doppelpass mit Chau, ein Querpass auf Lukas Völkel, der richtig startete und in Richtung Tor lief. Im Strafraum stürmte plötzlich ein Verteidiger der Bolzenburger heran. Klassisch grätschte er Lukas von hinten nieder. Der Schiedsrichter pfiff. Elfmeter. Rote Karte für den Spieler. „Hat er das jetzt als Verhinderung einer offensichtlichen Torchance gewertet?“ fragte ich Alex mit einem naiven Blick „Natürlich. War ja eine. Sie lernen es langsam Jochen“ kam es von ihr nur zurück. Naja, aber der Schiedsrichtet hätte auch sagen können, es war keine. Lukas hätte ja ohnehin nicht getroffen“ spottete ich. Das brachte mir einen bösen Blick von Alex ein. Aber ich hatte doch recht.
Es war Udo Laimer der sich den Ball schnappte und die Verantwortung übernahm. Ihn sich auflegte. "Hoffentlich trifft er“ flehte Alex. Udo lief an, Schuss. Tor! !:0! Er ballte die Faust in die Richtung von der Trainerbank. Die Mannschaft tätschelte ihn ab. Trocken und abgebrüht spielte die Mannschaft die letzten 15 Minuten hinunter. Und um unsere Nerven noch ein bisschen zu schonen, brachten wir für die letzten 10 Minuten Andreas Meyer für Lukas Völker. Der verstolperte nicht weniger Chancen... Bei diesem Ergebnis blieb es. Wir feierten den ersten Meisterschaftssieg, seit über einem halben Jahr.
Auf der Heimfahrt, die Mannschaft feierte verdient ihren Sieg, hatte es sich Alex Hartmann auf meiner Schulter bequem gemacht. Sie schlief friedlich. Ihre Haare durften so wunderbar...
2. Spieltag: SV Wacker Neufeld – FSV Einheit Ueckermünde
Die Woche darauf spielten wir auswärts gegen den FSV Einheit Ueckermünde. Was zur Folge hatte, dass ich unsere Auslosung loben musste. In den ersten beiden Spielen trafen wir auf Mannschaften, die Abstiegskandidaten waren. Auch dieses Spiel, Sie werden es wohl kaum glauben, konnten wir mit 1:0 für uns entscheiden. Das Tor erzielte Hain Brauer. Wir hatten einen Lauf. 3 Siege in den ersten drei Spielen. Wir fühlten uns wie Helfen. Nichts konnte uns mehr stoppen. Dachten wir.
3. Spieltag: SV Wacker Neufeld – TSG Neustreflitz II
Doch... der 3. Spieltag führte uns zu einem Heimspiel gegen die TSG Neustreflitz II. Zweite Mannschaften sind ja meistens schwierig zu bespielen. Einerseits hängt ein größerer Verein daran, weshalb die finanziellen Mittel gegeben sind. Auf der anderen Seite, weiß man auch nie genau, wer dem Kader angehören wird. Der TSG wurde bei unserem Spiel mit 3 Profispielern unterstützt. Dem wir nichts entgegen zu setzen hatten. Die 312 Zuschauer, die auf unser Grünes Feld gekommen waren, erlebten mit, dass wir mit 0:2 untergingen. Dazu verloren wir auch noch Lukas Völkel durch eine Gelb-Rote Karte. Wir waren überlegen, hatten 15 Schüsse auf das Tor abgegeben. Aber es wollte einfach kein Ball hinein. Es war wie verhext.
Am Montag nach dem Spiel zerrte mich Alex Hartmann zum Gemeindeamt, um beim Bürgermeister vorstellig zu werden.
Jedenfalls, meine lieben Leser, stürmte Alex, mit mir im Schlapptau wie gesagt, in das Gemeindeamt, ignorierte das „der Chef ist nicht da“ der Sekretärin, schoss durch die Türe, knallte mit der Faust so richtig auf den Tisch und rief in Richtung des Bürgermeisters. „Ich brauche neue Spieler. Zumindest einen Stürmer, ich brauche jemanden“. Sie schaute den Bürgermeister herausfordernd an.
„Es geht nicht, Frau Hartmann“ erklärte dieser, ruhig aber bestimmt. „Herr Albert, könnten Sie kurz kommen“ rief er in das Nebenbüro, in dem der Kassier Herr Albert saß. Herr Albert war so etwas wie das Finanzgenie in der Gemeinde, weshalb er vor gut 10 Jahren zum Gemeindekassier ernannt wurde. Und als der Bürgermeister der Obmann unseres Vereines wurde, nahm er Herrn Albert in den Vorstand mit. Natürlich als „Kassier“ . Herr Albert war ein etwas kleinerer Mann, mit schwindendem Haaransatz, stets korrekt und immer mit beigem Anzug und weißem Hemd gekleidet.
„Wissen Sie Frau Hartmann“ räusperte sich der Bürgermeister, und setzte eine staatsmännische Mine auf. „Wir müssen verantwortungsbewusst mit Geldern umgehen. Das gilt für die Gemeinde, als auch für den Fußballverein. Unsere Gemeinde und auch unser Verein haben beide ein sehr kleines Budget. Herr Albert“ übergab er.
„für unsere Spieler bezahlen wir ein kleines Fixum, Auflaufprämie, Punkteprämien, Fahrtkosten, Versicherungen. Dann kommt der Trainerstab, Ärzte, Therapien, Buskosten, Spieltagskosten wie den Schiedsrichter, Trainingsmaterial, die Buskosten....“ meinte er. „Buskosten sagten sie bereits“ kam es von Alex Hartmann nur kurz angebunden.
„Jedenfalls“ übernahm der Bürgermeister das Wort. „Wir können uns in unserem Rahmen keinen weiteren Spieler leisten. Wir haben nicht das Geld dazu. Wir machen dieses Jahr vermutlich schon wieder einen Verlust, es sei denn, die Zuschauerzahlen steigen signifikant. Da geht es auch um das Überleben des Vereines. Ich werde da kein Risiko eingehen“. „Wir haben in den letzten beiden Jahresperioden bereits mit einem Fehlbetrag abgeschlossen und weisen eine Unterdeckung auf. Machen wir dieses Jahr wieder einen Verlust, wäre dies das dritte Mal in Folge.... Und wenn wir dann keine positive Fortführungsprognose vorweisen können....“ erklärte der Kassier, wurde aber vom Bürgermeister unterbrochen „auf gut Deutsch also, kommt am Jahresende keine „0“ heraus, sperren sie uns den Laden zu. Und vergessen Sie nicht Frau Hartmann. Einen Spieler haben wir ihnen schon geholt. Mehr wäre unverantwortlich“ schloss er nun ab. .
„Das heißt aber...“ begann nun ich... „also auf gut Deutsch. Prämien bekommen ja nur die Spieler, die spielen. Wenn wir jemanden finden, der nur für die Prämien spielt... könnten wir einen verpflichten? Fragte ich.
„Herr Albert?“ gab der Bürgermeister die Frage weiter. . „Nein, so gesehen... das wäre möglich“ stotterte er etwas. „Gut, WENN Sie wirklich so einen Spieler finden, dann können wir diesen noch unter Vertrag nehmen. Vorausgesetzt, es fallen keine Kosten für uns an, und das werden wir genau prüfen. Auflaufprämie und Punkteprämie zu den üblichen Sätzen... “
Ich zog Alex vom Gemeindeamt weg. Sie überdrehte die Augen: „Gut, ich kenne immer noch ein paar Leute, mit denen ich den Trainerlehrgang gemacht habe. Vielleicht hat einer von denen einen Spieler für uns...“ meinte sie. Ich schaute sie herausfordernd an: „Warten Sie... ich … ich habe da eine Idee...“