@Walla: Freut mich, dass du auch wieder mit von der Partie bist. Und die Anerkennung tut natürlich besonders gut. Tatsächlich dachte ich zwischenzeitlich, da hängt irgendwie die Krätze an der Story, aber dann hat es mich doch wieder rangetrieben. Dass hier zurzeit nicht viel Feedback kommt, liegt vielleicht daran (rede ich mir ein), dass erst diese Masse von Posts zu bewältigen ist, ehe man auf dem Laufenden ist. – Duspara war übrigens von Beginn an dabei und startete auch super (in der ersten Saison wurde er zweitbester Torschütze der Liga, damals noch unter Gaston Deneuve), dann fiel er etwas ab und wurde mehr zum Reservisten. Eine große Zukunft wird er bei mir wohl eher nicht mehr haben.
68. Teil: Jeder stresst so gut er kann
(31. März 2014)
Sensationell war es nicht, aber doch recht vielversprechend, was Arne über Daniel Lück zu berichten wusste.
(Quelle: Screenshot FM12, bearbeitet)
„Er ist erst 22“, schwärmte er, „da lässt sich an den Schwächen durchaus noch arbeiten. Und Foggia will nur 35.000 Euro für ihn haben.“
„Aber das sind ja 25 Mille weniger als sein Marktwert!“, stellte ich begeistert fest.
Kurzentschlossen rief ich Rob Referee an und bekundete mein Interesse daran, den Spieler unter Vertrag zu nehmen; das sollte er so veröffentlichen. In seiner Rubrik „Transfervorbereitungen“. Und dann konnte ich mir einen kleinen Seitenhieb in Marius’ Richtung nicht verkneifen. Jack Warners aktueller Mentor war ja Kevin Samide, der im Sommer nach Sarajewo wechselte und deshalb nicht mehr sonderlich motiviert war. Vermutlich war das auch der Grund dafür, dass er für Jack nicht mehr der richtige Mentor war, und bevor mich mal wieder dessen alter Herr anrufen konnte, sah ich mich selbst nach einem neuen Mentor für ihn um. Da fiel mir auf, dass wir ganz aktuell einen geeigneten im Reservekader hatten.
(Quelle: Screenshot FM12)
Okay, ich sprach mit den beiden, und Lance war sogar sehr froh, eine solche Aufgabe zu bekommen.
„Es ist echt ziemlich ätzend, bei der Reserve nur tatenlos zuzugucken, wie sie ihre Aufstiegschancen verspielen. Jack und ich kennen uns ja durch Emmo schon sehr gut, und vielleicht kann ich ihm tatsächlich auch ein bisschen was beibringen.“
„Wie sieht’s denn bei euch zurzeit aus?“, fragte ich Jack.
„Naja, den Klassenerhalt werden wir wohl schon schaffen. Momentan sind wir Zehnter, mit zehn Punkten Abstand auf die Abstiegsränge. Von den letzten sechs Spielen haben wir aber nur eins verloren.“
Ich freute mich, dass sie nicht gleich wieder abzusteigen drohten. Mit der B-Jugend hatte mein Engagement für den VfB Lübeck begonnen, und irgendwie fühlte ich mich auch immer noch ein bisschen für sie verantwortlich. Auch wenn ich mich jetzt bedeutend intensiver um die Männer kümmern musste, was trotz der Erfolge mitunter viel Kraft und Nerven kostete. So kam am Mittwoch René Melzer zu mir und fragte mich, ob für seine Position (Torwart) für die kommende Saison Verstärkungen geplant seien.
„Na, René“, sagte ich, weil ich ihm natürlich nichts vormachen wollte, „das weißt du doch selbst, oder? Kann ja sein, dass du die Nummer Eins bleibst, aber Verstärkung brauchen wir unbedingt, wenn wir aufsteigen.“
Seine Reaktion verblüffte mich total: Er war regelrecht geschockt, anders konnte man es nicht nennen. Mich veranlasste das jetzt nur dazu, die Sache mit Daniel Lück aus Foggia zu beschleunigen. Ich bot seinem Verein die verlangten 35.000 Euro, und das Budget umfasste eine solche Summe auch locker. Trotzdem intervenierte das Präsidium zu meinem grenzenlosen Erstaunen.
(Quelle: Screenshot FM12)
„He, Jérôme, das kannst du nicht machen!“, rief ich in den Hörer, noch ehe er sich am anderen Ende gemeldet hatte. Er meldete sich auch gar nicht. Stattdessen säuselte mir eine andere, wohlbekannte Stimme entgegen.
„Tut mir leid, der Präsident ist nicht da.“
„Ach du, Minnie? Komm, sag mir, wo er ist. Ich muss ihn unbedingt sprechen!“
„Herr Vollborn möchte nicht gestört werden. Lassen Sie sich bitte von seinem Vorzimmer einen Termin geben, wenn es wichtig ist.“
„Aber Minnie! Ich bin’s, Malte! Was heißt… ist er nicht da oder will er nicht gestört werden? Und sein Vorzimmer, das bist ja jetzt offenbar du. Hey, was soll der Mist?“
Aber da hatte sie schon aufgelegt. Ich drückte die Wahlwiederholung, doch jetzt kam nur noch die Mailbox. Nun, das Abwimmeln von Anrufern schien sie ja inzwischen ganz gut gelernt zu haben. Ich machte mir jedenfalls erst mal einen Zettel, mit wem ich in der nächsten Zeit sprechen wollte. Allerdings verschwanden diese Zettel dann meistens irgendwo oder ich fand sie wieder und wusste nicht mehr, was ich mir dabei gedacht hatte.
Natürlich hatte ich eigentlich vor allem mit Marius zu reden, aber den auf die Liste zu setzen, widerstrebte mir. Sollte er sich doch melden! Aber er tat es nicht, rief nicht zurück und zeigte sich auch nicht beim Training, wenn ich da war. So entschloss ich mich, am Dienstag mal wieder beim Spiel der A-Jugend gegen Wacker Burghausen vorbeizuschauen, um mir einen Eindruck davon zu verschaffen, wie Kristians Jungs ohne Lance auskamen. Fraglos hätte es mir zusätzliche Munition geboten, wenn sie ohne ihren standardmäßigen RM schwächelten, aber davon konnte überhaupt keine Rede sein. Ich sah nur zwanzig Minuten der ersten Halbzeit, und da war nicht die geringste Schwäche auszumachen.
(Quelle: Screenshot FM12)
„Zwei“, antwortete Kristian stolz, als ich ihn später anrief, „zwei Tore haben sie noch gemacht, nachdem du weg warst. Eins Emmo, das letzte Bruno. 5:0! Wolfgangs Hattrick war natürlich die Krönung, aber letztlich haben sie alle super gespielt. Ich kann dir nur sagen: wenn die aufsteigen – und daran kann man jetzt kaum noch zweifeln – , dann haben sie es sich redlich verdient.“
„Und Lance wurde nicht vermisst?“, fragte ich zögernd.
„Hör zu, Lance ist natürlich ein echt guter RM, aber das Team ist jetzt auch imstande, einzelne Ausfälle aufzufangen. Außerdem habe ich schon gehört, dass er ja nächstes Mal wieder dabei ist.“
Soso, hatte er gehört. Da schienen meine Subalternen ja sehr gut miteinander zu kommunizieren. Ich war mir nicht sicher, ob ich das gut finden sollte. Aber dann konzentrierte ich mich auf die Vorbereitungen für das nächste Regionalligaspiel, denn dabei handelte es sich immerhin um das möglicherweise mal wieder letzte Schleswig-Holstein-Derby für längere Zeit.
(Quelle: Screenshot FM12)
Die Kieler hatten ihre Pläne für einen direkten Wiederaufstieg längst begraben müssen. Sie lagen auf einem für ihre Fans traurigen zehnten Platz und hatten aus den letzten drei Spielen nur einen mickrigen Punkt geholt. Nach 25 Spielen waren wir ihnen sage und schreibe 27 Punkte voraus, aber das bedeutete keineswegs, dass es für uns einfach werden würde.
(Quelle: eigene Tabellengrafik)
69. Teil: Rache ist Krause
(6. April 2014)
Die Reserve gewann übrigens ihr Spiel am selben Tag mit 3:1 beim TSV Kropp, und zwar ohne Lance auf der Bank. Marius hatte tatsächlich auf ein 4-4-2 mit großer Raute umgestellt, und wenn man mal von den vier eingeheimsten gelben Karten absah, waren offenbar alle Spieler gut damit zurecht gekommen. Na also, sagte ich mir, es ging doch!
Am Sonntag widmete ich mich wieder dem leidigen Thema Vertragsangebote. Co-Trainer Daniel Lippmann belohnte ich mit einer Verbesserung und Verlängerung bis 2017, die er dankend annahm. Ob Marius Mattle das als ein Signal verstand? Vermutlich nicht. Auch für Wolfgang und Emmo stockte ich das zu erwartende Monatssalär noch einmal auf (25 bzw. 15 Teuronen), und ich besuchte sie sogar persönlich zu Hause, um ihnen jeweils in Gegenwart ihrer Eltern den Umschlag mit dem Angebot zu übergeben. Und schließlich hatte ich dann doch noch einen möglicherweise interessanten Keeper für uns aufgetan, der jung und ablösefrei war, wenngleich nicht übermäßig talentiert und daher wohl doch eher die kleine Lösung.
(Quelle: Screenshot FM12)
Noch am Nachmittag kam Emmo in meinem Büro vorbei, und ich sah ihm gleich an, was der Grund für seinen Besuch war.
„Es ist echt nur zum Kot***!“, fluchte er. „Mein Alter meint, er müsse da jetzt den ganz coolen Abzocker raushängen lassen.“
„Weiß er davon, was die anderen kriegen?“, wollte ich wissen. Und offenbar war genau das das Problem.
„Das Blöde ist, dass er Wolfgangs Vater gut kennt. Der alte Zurawsky war sogar mal sein Vorgesetzter, und jetzt passt es ihm überhaupt nicht in den Kram, dass dessen Sohn mehr bekommen soll als ich.“
„Tja, dumm gelaufen. Aber ehrlich, Emmo: wenn ich bei dir noch höher rangehe, kann ich das Jérôme nicht mehr plausibel machen. Der sagt dann glatt, du sollst einfach noch ein Jahr länger in der Jugend spielen, und damit hätte er nicht mal unrecht.“
„Vielleicht ist das ja auch besser.“, sagte er mit hängendem Kopf. „Von den 15 Mille müsste ich sowieso mindestens vierzehn an meinen Alten rausrücken, verlangt er. Weil es in meinem Alter nicht gut wäre, so viel Geld zu haben.“
„Macht Kevin das denn auch?“
„Ach, der! Kevin ist anders, außerdem ist er schon volljährig. Der lässt sich von unseren Eltern nichts sagen, hat den Vertrag einfach unterschrieben und zieht nächste Woche zu ein paar Kumpels auf der anderen Seite der Stadt. Der Alte ist nur am Fluchen und scheint sich jetzt auf mich eingeschossen zu haben.“
„Wärst du denn auch bereit, noch ein Jahr in der A anzuhängen? Ich meine, der Klassenerhalt wäre eine echte Herausforderung, du spielst wieder mit Jack und Joe zusammen und außerdem hast du da im Zweifel die besseren Möglichkeiten, dich weiterzuentwickeln.“
„Ja, du hast recht. Vielleicht hat das was. Und vielleicht wird auf die Art ja doch auch ein anderer Club auf mich aufmerksam.“
Ich hätte es ihm nicht verdenken können, wenn er abgewandert wäre. Zwar war das Geldproblem beim Angebot eines anderen Vereins das gleiche, aber dann hätte Emmo einen Grund gehabt, bei seinen Eltern auszuziehen. Nur war natürlich die Frage, was seine Freundin Effie dazu sagen würde.
Wenigstens Wolfgang sagte zu, sodass jetzt alle meine Wunschkandidaten für die nächste Saison in der Reserve spielen konnten. Und auch Pascal Nagel, der Torwart aus Hannover, nahm mein Vertragsangebot erstaunlich prompt an. Insofern begann die Woche dann doch noch ganz erfreulich. Am Dienstag fuhr ich sogar ausnahmsweise mal wieder mit der A-Jugend zum Auswärtsspiel, das in Braunschweig stattfand und bei dem auch endlich Lance wieder dabei war. Trotz schwacher Leistungen von Stephan (RV), Ingo (IV) und Robin (TW) gewannen sie ziemlich locker 3:1, und Wolfgang bestätigte seine zurzeit großartige Form wieder mit zwei Toren.
(Quelle: Screenshot FM12)
Besonders interessant fanden Kristian und ich gleichermaßen, wie gut sich Kevin jetzt immer wieder auch auf anderen Positionen zurechtfand. Er hatte vielleicht nicht das Talent seines Bruders, aber dennoch entwickelte er sich zu einem sehr vielversprechenden Spieler für den Verein. Bei noch sechs ausstehenden Spielen hatten die Jungs jetzt 14 Punkte Vorsprung gegenüber dem Dritten und den Aufstieg in greifbarer Nähe. Vermeintliche Größen wie Düsseldorf, RB Leipzig und Greuther Fürth ließen sie locker hinter sich.
(Quelle: Screenshot FM12)
All das versetzte mich in eine äußerst gute Stimmung. Das hätte durchaus bis zum Wochenende so bleiben können, wäre da nicht dieser Anruf auf meiner Mailbox gewesen, als ich am Morgen nach dem Braunschweig-Ausflug wieder in mein Büro kam.
„Guten Tag, Herr Womerde.“ Die Stimme erkannte ich auch, ohne dass Tim Krause seinen Namen sagte. „Sie wurden heute bei der kurzfristig von mir angesetzten Teambesprechung vermisst. Da wird es Sie interessieren, dass ich in Vertretung für Sie ein paar Vertragsgespräche geführt und die Ablöseforderungen neu festgelegt habe. Übrigens wäre auch mein Heimatverein, die TSG Wattenbach, für die kleine Aufwandsentschädigung von 35.000 Euro zu einem Freundschaftsspiel bereit. Man wartet dort nur noch auf Ihr Okay. Einen schönen Abend noch!“
Ich kochte. Von einem Moment auf den anderen war es aus mit der guten Laune. Durfte der das überhaupt, was der da gemacht hatte? Ich wühlte in meinem reichlich unsortierten Aktenschrank und fand nach einer Weile die Stellenbeschreibung für einen Sportdirektor.
(Quelle: Screenshot FM12)
Nun, und wenn ich nicht da war, dann vertrat er mich in all diesen Aufgaben; das stand unter Paragraph 7 oder so. Na warte, Tim Krause, jetzt ist es an der Zeit, dass dir das Lachen vergeht! Die einmal herausgesuchten Unterlagen enthielten nämlich auch für mich etwas Interessantes, und das besagte, dass sich die Position eines Mitarbeiters einseitig, also ohne dessen Zustimmung verändern ließ. Und das machte ich jetzt!
(Quelle: Screenshot FM12)
So, verehrter Herr Krause, sagte ich freudig zu mir selbst und rieb mir vergnügt die Hände, ab sofort hat der VfB Lübeck einen neuen Bauleiter!
Bleibt noch das Spiel am Samstag gegen Werder Bremen II zu erwähnen. Herr Dutt war leider nicht persönlich erschienen, und vielleicht war das der Grund dafür, dass es – zumindest in den Augen eines anwesenden lokalen Klatschblattreporters – keine Partie auf sehr hohem Niveau wurde.
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Wegen der Verletzung von Wolf (ST) berief ich den jungen Kai Köppel aus der Reserve für zwei Wochen in den Kader und übertrug ihm auch gleich die verantwortungsvolle Aufgabe, neben Martin Willmann die zweite Spitze zu spielen. Er schlug sich mäßig, sodass ich ihn nach einer Stunde wieder herausnahm. Aber bis auf einen Geistesblitz von Kluk zeigten auch alle anderen keine sonderlich begeisternde Leistung.
(Quelle: eigene Tabellengrafik)
70. Teil: Aufstieg Nummer eins
(15. April 2014)
Am darauffolgenden Dienstag erlebte das Lohmühle-Stadion etwas, das es bis dahin vermutlich noch nicht gegeben hatte, nämlich dass die Tribüne bei einem Jugendspiel brechend voll war.
Gegen Fortuna Düsseldorf sollte heute der Aufstieg in die zweite Klasse perfekt gemacht werden. Eltern, Mitschüler, Spieler der unteren Jugendklassen und sogar einige der Profis waren erschienen und machten mächtig Remmidemmi; es war eine regelrechte Partystimmung.
„Hallo Jack! Hi Joe! Schön euch auch hier zu treffen!“
„Na, das wollen wir uns doch nicht entgehen lassen.“
Emmos Kumpels aus der B-Jugend hatten sogar ein Spruchband dabei, das sie zusammen mit anderen aus ihrer Mannschaft extra für diesen Tag gefertigt hatten und das sie nun ausrollten und so spannten und hochhielten, dass einige der Kleineren sich beklagten, sie könnten nichts sehen.
„Wie läuft`s denn bei euch so?“, erkundigte ich mich.
„Ach, naja, es geht so.“, sagte Joe Everswald, den sie jetzt immer Joe Cool nannten, weil er sehr ballsicher geworden war und auf dem Platz viel Ruhe ausstrahlte. „Aber die dritte Liga ist schon schwer, zumal wenn so Typen wie Emmo nicht mehr dabei sind. Absteigen werden wir zwar wohl nicht, aber wir haben auch schon lange nicht mehr gewonnen. Gerade gestern gab es eine 0:1-Klatsche in Mannheim.“
„Hab’ ich gehört. Aber nächste Saison wird es womöglich noch haariger, wenn ihr in der A-Jugend noch eine Etage höher die Klasse halten wollt.“
„Stimmt, das wird echt schwer. Meinst du denn, Emmo wird da noch dabei sein?“
„Ehrlich, ich weiß es nicht. Aber wie wäre es, wenn du ihn mal darauf ansprichst? Voriges Jahr ward ihr ja doch ein super Team zusammen.“
Er versprach es, und mir war diese Vorstellung inzwischen sogar auch lieber. Doch dann begann das Spiel, und es ging gleich von Beginn an ganz schön zur Sache. Die Düsseldorfer lagen zwölf Punkte hinter Bochum, dem Tabellenzweiten, und hatten die Hoffnung offenbar noch nicht ganz aufgegeben, ebenfalls noch oben mitmischen zu können. Innerhalb kürzester Zeit holten sich ein gegnerischer IV sowie Stephan (RV) und Panaiotis (LV) gelbe Karten ab, aber Zählbares brachte die erste Hälfte nicht. Dann jedoch kamen die Gäste ganz neu motiviert aus der Kabine, oder man musste wohl sagen: übermotiviert. Erst wurde Emmo im Strafraum zu Fall gebracht, und Wolfgang (ST) verwandelte den fälligen Strafstoß; dann grätschte der schon verwarnte IV einem Lübecker von hinten in die Beine und musste dafür vom Platz. Vierzig Minuten noch zu spielen, das in Überzahl bei einer 1:0-Führung – die Anhänger unserer Mannschaften feierten schon mal und machten einen ohrenbetäubenden Lärm. Deshalb konnte ich auch nicht verstehen, was Rob Referee ein paar Meter weiter vor sich hinmurmelte.
(Quelle: Screenshot FM12)
Das Spiel war seit dem Platzverweis jedenfalls bedeutend ruhiger geworden, Emmos Team hatte den Gegner im Wesentlichen im Griff, nur Bruno (ST) sah noch Gelb wegen Meckerns. Eine Viertelstunde vor Schluss fiel dann die Entscheidung, als unsere beiden Spitzen die Düsseldorfer Abwehr aushebelten und erneut Wolfgang Zurawsky zum 2:0 traf.
„Hast du das gesehen?“, sagte ich zu Daniel Lippmann, der neben mir stand. „Einfach stark! Der Wolfgang hat jetzt in drei Spielen sieben Tore gemacht!“
Daniel nickte anerkennend. „Da scheinst du ja doch recht gehabt zu haben, was deine Einschätzung des Jungen angeht.“
Nach einer selten homogenen Leistung – alle Lübecker bekamen Noten zwischen 2,0 und 3,0 – endete die Begegnung 2:0, und der Jubel kannte keine Grenzen. Die A-Jugend hatte gerade den Aufstieg in Liga zwei geschafft! Daniel und ich gingen gleich zu Kristian Gentner hinüber, um ihm zu gratulieren, und natürlich wurden auch die Spieler selbst gebührend beglückwünscht.
„Na, Malte, Zweite Liga – schaffst du das mit den Männern auch noch?“, lachte Kristian am Abend, als wir mit etlichen anderen im Finnegan saßen.
Ich lachte mit. „Na, warte mal ab. Erstmal wollen wir ja in die Dritte, und dann sehen wir, ob wir uns da festsetzen können.“
„Pass bloß auf, dass du nicht zu erfolgreich wirst! Hast du gehört, wer in letzter Zeit wieder vermehrt beim Präsidenten auf der Matte steht?“
„Wie, wer? Sag jetzt bloß nicht, Gaston Deneuve?“
„Eben jener!“
Das war ja wohl wirklich nicht zu fassen. Besaß der geschasste Manager die Chuzpe…? Aber heute wurde erst mal gefeiert, und bis zum Spiel am Samstag hatte ich mich entschlossen, die Nachricht nicht weiter ernst zu nehmen. Und auch da gab es genügend Grund, sich nicht mit schweren Gedanken zu belasten.
(Quelle: eigene Tabellengrafik)
Nach diesem Spieltag war klar, dass allenfalls Wolfsburg II uns die Spitze noch streitig machen konnte. Immerhin waren sie zuletzt auf die Erfolgsspur zurückgekehrt und gewannen ein Spiel nach dem anderen. Nicht viel anders sah es eine Woche später aus.
(Quelle: eigene Tabellengrafik)
In den noch ausstehenden fünf Spielen mussten wir also sechs Punkte holen, oder anders ausgedrückt: wenn wir die beiden nächsten Partien gegen Torgelow (Platz 9) und Meuselwitz (Platz 13) gewannen, waren wir durch!
„Sag mal, wie heißt der Keeper da bei Hertha?“, fragte mich Daniel während des Spiels und konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
Ich warf einen Blick auf meine Notizen und antwortete: „Zecke.“
(Quelle: Screenshot FM12)
Daniel kicherte vor sich hin. „Meinst du, das ist der kleine Bruder von Zecke Neuendorf?“
„Nee, dann müsste er ja Neuendorf heißen. War Zecke nicht so etwas wie ein Künstlername?“
„Genau! Deshalb finde ich das ja so komisch!“
Aber es gelang uns nicht, diese Frage heute noch zu klären. Die Stimmung war jedenfalls allgemein sehr gut, und am nächsten Morgen wurde sie sogar noch besser. Es war Ostersonntag.
(Quelle: Screenshot FM12)