30. Magere Punkteausbeute
(22.10.2023)
Überraschend schnell war das Thema eines Wechsels zum HSV dann auch wieder vom Tisch. Sie konnten sich nicht über die Ablösesumme einigen, hieß es da nur. Ich weiß nicht – war ich enttäuscht? Im Grunde kam es dazu gar nicht, weil alle, aber auch alle Teamkameraden mich fröhlich jubelnd begrüßten, als ich nach der Verbreitung der Nachricht zum Training erschien. Okay, also war ich’s auch zufrieden.

Pietro Vitale ist immer noch Trainer der Nerazzurri, obwohl sein Team auch diese Saison im Wesentlichen im Tabellenmittelfeld dahinsiecht. Dabei gehörten sie eigentlich an die Tabellenspitze, wo derzeit ein anderer *hust“ Club verlustpunktfrei der Titelverteidigung entgegenstrebt. È assolutamente disgustoso! Die Transferaktivitäten im Sommer sehen mir auch nicht gerade nach einem Boost aus.

Knapp die Hälfte der elf Besten ist um die Mitte dreißig, nur neun Spieler der ersten Mannschaft haben eine Spielstärke über 60 – damit wären sie hier in Kartoffelland kaum zweitligareif! So verwundert es nicht, dass wir sie relativ problemlos mit 3:1 nach Hause schickten.

Das ist jetzt schon was anderes als das 0:3 vor einem Jahr! Zwar habe ich wieder kein Tor erzielt, aber ihre Innenverteidiger Padelli und Ferricchio machten sich offenbar auch einen besonderen Spaß daraus, mich zu keiner guten Aktion kommen zu lassen. In der Pause und nach dem Spiel gab es allerdings viel freundlichen Kontakt, und Kapitän Mauro Zárate fragte mich sogar: Quando torni finalmente a Milano?

Unser nächstes Ligamatch führte uns zum Tabellenvierten nach Sinsheim. Da hatte man mich im Sommer ja hinlocken wollen, und wäre ich dem Ruf gefolgt, dann würde ich jetzt in der Champions-League-Gruppe E gegen Paris Saint Germain, Panathinaikos Athen und Fenerbahçe Istanbul spielen. Na gut, kann ja noch kommen. Mein persönliches Ziel bestand heute darin, dass wir es gegen die Hoffenheimer besser machten als PSG mit ihrer 0:2-Niederlage. 
Da Florian Malek (TV) immer noch verletzt ausfiel, saß erneut Jugendspieler Antonio Colombo auf der Bank. Gerhard Menz und ich waren mittlerweile für den Sturm gesetzt, Joel blieb wegen seiner akuten Formschwäche nur ein Platz auf der Tribüne. 
Schon in der zweiten Minute hätten wir für mein Empfinden nach einem Foul an Menz einen Strafstoß bekommen müssen, aber der Schiri ließ weiterspielen. Dafür wurde eine Viertelstunde später ein Tor von Ryan Babel wegen Abseits – zu recht – nicht anerkannt. So ging es in einem munteren Spiel mit starken Abwehrreihen torlos in die Pause. 
Zehn Minuten nach Wiederanpfiff stand Metzelder (TW) zweimal im Blickpunkt des Geschehens. Erst foulte er Babel im Strafraum und ich fürchtete schon, Antonio Colombo würde nun zu seinem ersten Einsatz kommen, weil der Schiri auf Notbremse entschied. Aber nichts da, nicht mal Gelb gab es, dafür parierte Metzelder den Elfer von Babel! 
Nach einer guten Stunde brachte der Chef Thomas Hertzsch (ST) für den erschöpften Menz und Rafinha (RA) für Laebe. Beide brachten neuen Schwung, aber ein Tor wollte trotzdem nicht fallen. Kurz vor Schluss rempelte mich Keeper Paraná im Sechzehner, auch da hätte man gut und gern Strafstoß geben können, aber am Ende waren wir mit dem 0:0 nicht unzufrieden.

Drei Plätze abwärts in der Tabelle, das sah natürlich blöd aus, war aber nicht schlimm. Selbst der Abstand zu den Bayern blieb unverändert, weil die in Gladbach zum zweiten Mal Punkte liegen ließen. 
Am nächsten Spieltag hatten übrigens alle vier Clubs, die in der Tabelle vor uns lagen, Heimspiele – genau wie wir. Unser Gegner war auf dem Papier der zweitstärkste der Liga, lag aber gerade nur auf Platz acht: Bayer Leverkusen. Die vorige Saison haben sie mit Platz fünf so schlecht wie seit 14 Jahren nicht mehr beendet und haben es aktuell in der Europa League mit dem FC Porto, Újpest Budapest und HJK Helsinki zu tun. Trotzdem waren wir natürlich der Außenseiter.

Es gibt so Spiele, da fragst du dich hinterher, ob das eigentlich neunzig Minuten Fußball waren oder doch nur kollektives Warten auf den Abpfiff. Das heute war so eins. Es passierte zwei Halbzeiten lang fast nichts. Gerhard Menz (ST) erzielte nach einer Viertelstunde ein Tor, das nicht zählte, weil ihm ein Foul vorangegangen war. Und kurz vor der Pause gab es eine Ecke für Bayer, bei der unsere komplette Abwehr schlief und Renato Augusto (OM) ungehindert zum Leverkusener Siegtreffer einschießen konnte. Blödes Spiel, blöder Tag, und einen weiteren Tabellenplatz haben wir auch eingebüßt.

Thema des Tages ist heute natürlich die Niederlage der Bayern gegen den Tabellenletzten, Hertha BSC. Die meisten tifosi im Land freuen sich darüber, dass es an der Tabellenspitze vielleicht nochmal spannend wird. Denn abgesehen von zwei Meistertiteln des VfB Lübeck in 2021 und 2022 haben seit Jahren nur noch Münchner den Titel geholt. So ähnlich wie vor langer Zeit mal Juve in Italien, aber die spielen ja in der Serie A schon lange keine Rolle mehr.

Ach ja, dass ich’s nicht vergesse zu erzählen: unsere A-Jugend hat gerade ebenfalls die Bayern geschlagen, und zwar 1:0 in deren eigenem Stadion. Dabei stand mein Kumpel Antonio nicht einmal im Tor, weil er noch als Ersatzkeeper in die Erste berufen worden war. Na, da werden wir am Dienstag bei Onkel Pierfranco auf jeden Fall was zu feiern haben! 