Eine (alternative) Bundesliga-Chronik


  • Einleitung


    Wie der Titel vielleicht bereits durchblicken lässt, wird dies keine Managerstory. Bereits in jungen Jahren war ich fasziniert von Tabellen, Statistiken und Ligen an sich. Das kicker-Sonderheft war jedes Jahr ein absolutes "must-have" und ich könnte wahrscheinlich nicht mal schätzen, wie viele Stunden ich in meinem Leben damit verbracht habe meine Nase in diese dicken, bis zum Anschlag gefüllten Magazine zu stecken. Irgendwann fing ich dann damit an mit Stift und Papier meine eigenen Ligen und Wettbewerbe zu kreieren. Sei es mit einer einfachen Kreuztabelle, in die ich die Ergebnisse eintrug und dann die Abschlusstabelle zusammenrechnete, oder Turnierbäume, die ich mit Lineal und ordentlich Farbe versah. Als dann der erste PC vor mir stand und ich Microsoft Word und Excel entdeckte, war die einzige Grenze nur noch, dass ein Tag halt nur 24 Stunden hat.


    Nun dachte ich mir, dass es vielleicht auch für andere interessant sein könnte, so ein Projekt zu verfolgen und zu beobachten. Eventuell regt es ja sogar zu Diskussionen an oder kreiert Spaß und Spannung, oder vielleicht wird ja der eine oder andere Fan einer Mannschaft, von der er niemals gedachte hätte, diese anzufeuern. ^^


    Diese Bundesliga-Chronik ist eine starke Mischung aus "historisch akkurat" und kreativer Freiheit... finde ich zumindest. Als kleines Beispiel: Die Regionalliga-Aufsteiger, die ihr im nächsten Update sehen werdet, habe ich aus der Regionalliga der damaligen realen Saison entnommen. Auf der anderen Seite lasse ich die DDR komplett weg und implementiere die Ost-Klubs von vornherein in das Ligasystem.

    Die größten Änderungen gegenüber der Realität sind, neben dem Wegfall der DDR, dass diese Bundesliga mit der Saison 1970/71 startet, hessische Klubs dem Westdeutschen Fußball zugeordnet sind und das seit 1948 eine in vier Staffeln geteilte Oberliga (Nord, Ost, West, Süd) als oberste Liga im System diente. Die vier Oberligameister spielten dann jedes Jahr die deutsche Meisterschaft aus und da gibt es bereits ein paar interessante Gewinner, die nicht in den tatsächlichen Meistertabellen auftauchen. Dazu mehr ebenfalls im nächsten Update, in dem ich die Saison 1969/70 beleuchte.


    Der DFB-Pokal hat ebenfalls eine andere Siegerhistorie und wird während den Saison-Updates behandelt. Bei den europäischen Wettbewerben bin ich mir noch nicht hundertprozentig sicher, ob ich sie (stark) ändere und einbinde, oder nicht. Für die Geschichte bis 1969 gab es eh nur eine deutsche Mannschaft in einem Europapokal-Finale und zwar die Eintracht aus Frankfurt im Jahr 1960. In meiner Chronik sind sie nicht im Vorjahr deutscher Meister geworden und so tausche ich sie einfach in meinem Kopf erstmal gegen dieses Team aus. Vielleicht wird es so auch in den künftigen Saisons gemacht werden, vielleicht lasse ich mir da noch was anderes einfallen. Welt- und Europameisterschaften werden ab 1970 verändert und bekommen einzelne (nicht extrem detaillierte) Updates.


    Wahrscheinlich wird jetzt der eine oder andere sich denken "...ja guuut, aber wie kommen die Ergebnisse zustande? Wie werden Karten und Torschützen ermittelt?" usw. Nun, leider gibt es keine guten Simulatoren für sowas, weswegen ich auf eine alte Methode zurückgreife, die ich schon als Kind verwendet habe. Hunderte Ergebnisse aus verschiedensten Kreuztabellen in Excel packen, ausdrucken, ausschneiden und in eine Box packen, aus der ich diese Ergebnisse ziehen kann. Ich will ja schließlich während dieser Zeitreise auch mal eine Überraschung hier und da erleben. :D

    Es ist allerdings nicht nur reiner Zufall. Ich arbeite ebenso mit einer Art Handicap und behalte Story-Elemente im Blick. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich von vornherein festlege, wer wo in der Liga landen wird, also könnte man theoretisch sogar tippen. Im großen und ganzen ist es ein Herzensprojekt, welches man mit einem Zwinkern verfolgen sollte. ;)


    Das nächste Update wird dann, wie bereits erwähnt, der Rückblick auf die Saison 1969/70 und es wird die Übersicht der deutschen Meister und Pokalsieger beinhalten. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne tippen, wer es in die Bundesliga, die mit 16 Vereinen (4 aus jeder Oberliga) starten wird, geschafft hat. ..und falls ihr Fragen habt, nur her damit (da ich mir nicht sicher bin, ob ich alles wichtige angesprochen hab):thumbup:


    INHALTSVERZEICHNIS


    Kommt

  • Wow, wahnsinnig spannendes Projekt! Erinnert mich irgendwie an meine Weit-vor-Computer-Zeit, und ich bekenne: ich habe damals gewürfelt ^^ ! Erst mal nur eine Frage: Du sagst, es ist nicht nur reiner Zufall. Wie verhinderst du reinen "Würfel-Zufall", oder anders: Gibt es in jedem Spiel und jeder Saison Favoriten und wenn ja, warum?

    Sagen wir mal so. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein abgeschlagener Letztplatzierter am 22.Spieltag einen ungeschlagenen Tabellenführer mit 7:0 vom Platz fegt, ist äußerst gering. Da kommt dann das "Handicap" zu tragen, welches sich im Laufe der Saison durchgehend (sehr leicht) ändert und dabei kommen dann auch die Würfel zum Einsatz. Außerdem geht es dabei hauptsächlich um "hohe" Ergebnisse, die gezogen werden. Wir sehen es ja Jahr um Jahr, dass auch die vermeintlich übermächtigste Mannschaft mal ausrutscht.^^

  • Die letzten 22 Jahre in der Übersicht


    Zur Saison 1947/48 wurde die oberste Spielklasse des deutschen Ligasystems reformiert und neu geordnet. Ab dieser Spielzeit suchte man jedes Jahr vier Teilnehmer für die Endspiele um die deutsche Meisterschaft in den in Nord, Ost, West und Süd aufgeteilten Oberligen. Die Meister der einzelnen Ligen spielten dann in einem Halbfinale und einem Finalspiel den deutschen Meister aus.

    Während der Osten in diesen 22 Jahren nur einen einzigen Meister stellen konnte, dominierten der Süden mit acht und der Westen (dem, wie im Eröffnungspost erwähnt, Hessen und der Südwesten zugeordnet ist) mit neun Meistern. Die meisten Titel in dieser Zeitspanne konnte der 1.FC Nürnberg gewinnen (3), der aktuell mit insgesamt 9 Meisterschaften vorm FC Schalke 04 (mit 7) Rekordmeister ist. Die zwei vermeintlich größten Überraschungssieger waren die FK Pirmasens und der KSV Hessen Kassel. Kurioserweise ist es nie einer Mannschaft gelungen den Titel in dieser Zeit zu verteidigen.


    Der DFB-Pokal wird seit 1953 wieder ausgetragen und hatte im Laufe dieser Zeit nur sehr wenige Änderungen durchgemacht. In den letzten Jahren spielten jeweils die 16 Landespokalsieger der einzelnen Bundesländer Deutschlands gegen die 5.-8.-Platzierten der vorherigen Oberliga-Saison, während die ersten vier der OL in der zweiten Runde einstiegen. In diesen 17 Pokaljahren gelang es nicht vielen "Überraschungsteams", bis ins Finale vorzustoßen. Gro´ße Ausnahme war wohl das Jahr 1956 als sich mit dem FSV Frankfurt und dem FSV Mainz 05 zwei relativ kleine Klubs gegenüberstanden.

    Im Pokal sah vor allem der Norden nicht gerade gut aus. Es dauerte bis 1965, bis der Hamburger SV als erster Norddeutscher Verein den Pokal nach Wiedereinführung gewinnen konnte. Ein Jahr später konnte die Eintracht aus Braunschweig dem Norden einen zweiten Sieg verbuchen, als sie im Finale Hannover 96 schlugen. ...und das waren auch alle Norddeutschen Finalteilnehmer in dieser Zeit. Es gab zwar einen Gewinner weniger aus dem Osten, aber insgesamt acht Mannschaften, die aus dieser Region das Finale erreichen konnten. Der Rest ist, wie auch bei der Meisterschaft, in den Händen des Westen und Süden geblieben. Bemerkenswert ist noch, dass der FC Schalke 04 das Kunststück vollbringen konnte, den Pokal zu verteidigen.


    Der Kampf um die Bundesliga

    Die Saison 1969/70


    Es war ein langes Hin und Her beim DFB, als es darum ging festzusetzen, wie die ersten 16 Teilnehmer der neu angedachten Bundesliga zu ermitteln seien. Ein großes Lager wollte es anhand der rein wirtschaftlichen Faktoren entscheiden, eine zweite große Gruppe wollte die sportlichen Ergebnisse als Hauptpunkt heranziehen, da sie der Meinung waren, dass alle kommenden Oberliga-Teilnehmer auf soliden Beinen stehen würden. Tatsächlich gab es nur wenige, die zwischen den Stühlen standen und versuchten beide großen Lager milde zu stimmen. Am Ende wurde das "Wirtschafts"-Lager überstimmt. Knapp, aber entscheidend. Gleichzeitig wurde abgestimmt, sehr zum Unmut einiger West- und Süddeutscher Vertreter, dass sich der ersten Vier jeder Oberliga in der nächsten Saison für die neue Bundesliga qualifizieren werden.


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    [tab='Oberliga Nord']


    Im Norden blieben die Überraschungen komplett aus. Insgesamt gab es in der Oberliga Nord die wenigstens unterschiedlichen Meister seit 1948. Nur fünf an der Zahl und vier davon stehen nun in der Bundesliga. Der fünfte, der VfL Osnabrück, immerhin zweimaliger deutscher Vizemeister, war zur Halbzeit noch mit Vorsprung auf Platz 4, aber ein starker Rückrundenlauf der Braunschweiger spülte diese nach Vorne. Arminia Hannover, die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde, schob sich dann auch noch an den schwächelnden Osnabrückern vorbei. Die Aufsteiger aus Hildesheim, Lübeck und Hamburg (Victoria) konnten allesamt beachtlich mitspielen.


    Aufsteiger in die Oberliga: Itzehoer SV, FC St. Pauli, SC Göttingen 05, TuS Bremerhaven 93[/tab][tab='Oberliga Ost']


    Der allererste deutsche Meister hat sich die Chance nicht nehmen lassen und fast durchgehend seit dem 15.Spieltag auf dem Platz an der Sonne gestanden. Das dichte Feld dahinter war ein reines Auf und Ab, mit dem besseren Ende für die Hansa, Hertha und dem kleinen Klub aus dem Erzgebirge, der ein ganzen Unternehmen im Rücken hat. In Jena war man auf Grund des knappen Verpassens logischerweise nicht froh und vor allem in Dresden spürte man am Ende der Saison, dass Dynamo das so nicht geplant hatte. Am 11.Spieltag waren die Sachsen noch auf dem ersten Platz, doch schon kurz nach Beginn der Rückrunde, war man plötzlich drei Punkte weg und konnte diesen Abwärtstrend nicht mehr stoppen. Im Gegensatz zum Norden haben es im Osten die drei Aufsteiger nicht über die letzten drei Plätze hinaus geschafft. Gut für sie, dass es nur im Süden Absteiger gab.


    Aufsteiger in die Oberliga: FC Hertha Zehlendorf, Berliner FC Dynamo, FC Sachsen Leipzig, FSV Zwickau[/tab][tab='Oberliga West']


    Der amtierende deutsche Meister aus Dortmund und die Eintracht aus Frankfurt waren die ganze Saison über "on top" und ließen nichts anbrennen. Dahinter war es ein monatelanges Tauziehen um diese zwei weiteren Bundesliga-Plätze und zur Überraschung vieler konnten sich ausgerechnet Wuppertal und der amtierende Pokalsieger aus Essen durchsetzen, die nicht mal im diesjährigen Pokal teilnehmen, da sie letzte Saison nur 9. wurden. Einer der großen Favoriten, der 1.FC Köln, schaut am Ende in die Röhre und das obwohl sie die meiste Zeit der Saison zwischen Platz 2 und 3 verbrachten. Der 1.FC Kaiserslautern und der aktuelle Vize-Rekordmeister aus Gelsenkirchen waren hier als Aufsteiger unterwegs und beide schnupperten an einem Durchmarsch, aber es hat nicht sollen sein.


    Aufsteiger: VfL Bochum, DSC Arminia Bielefeld, Kickers Offenbach, FV Speyer[/tab][tab='Oberliga Süd']


    Und dann der Süden, wo man sich dazu entschied mit zwei Abstiegsplätzen zu spielen. Diese gingen an die Aufsteiger aus Freiburg und Hof, die deshalb direkt wieder runter mussten. Die anderen zwei Aufsteiger, Schweinfurt 05 und die Kickers aus Stuttgart, fuhren da wesentlich besser. Die andere Mannschaft aus Stuttgart marschierte regelrecht in die Bundesliga. An sämtlichen 26 Spieltagen waren sie am Ende Tabellenführer und verteidigten so auch ihren Oberliga Süd-Titel vom Vorjahr. Ebenso dominant zeigte sich Rekordmeister Nürnberg, nach ein paar Startschwierigkeiten. Während Bayern München zur Rückrunde einbrach, spielten sich die Mannheimer zum Ende hin in einen Rausch. Vor dem 19. Spieltag standen sie nur einmal auf den BL-Plätzen, aber als sie einmal wieder da oben waren, bissen sie sich fest. Die 1860er Löwen haben ebenfalls für etwas Kuriosität gesorgt, denn sie waren im Laufe der Saison ganze 12 mal auf einem BL-Qualifikationsplatz, aber nie besser als Platz 4.


    Aufsteiger: Karlsruher SC, FC 08 Villingen, 1.FC Pforzheim, SSV Jahn Regensburg, ESV Ingolstadt, SpVgg Bayreuth[/tab][/tabmenu]


    Die Endspiele um die deutsche Meisterschaft sahen einen Erfolg der Frankfurter Eintracht, die nach zwei Finalniederlagen ihre erste deutsche Meisterschaft feiern konnten. Der VfB Leipzig schaffte es zum ersten mal seit 1914 ins Finale.


    Und dann kommen wir zum DFB-Pokal. Wie bereits erwähnt konnte sich der Vorjahressieger aus Essen, als 9.-Platzierter der vergangenen OL West-Saison nicht qualifizieren. Ein Umstand der bereits früher zu Diskussionen führte und eine Reform des Pokals immer wieder ins Gespräch brachte. Diese wird es nun sowieso geben, aufgrund der Bundesliga.


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    [tab='1. und 2. Runde']


    In der zweiten Runde wurde die 16 Sieger der ersten Runde mit Heimrecht gezogen, während beim Auslosen der anschließenden Runden nur unterklassige Klubs durchgehend Heimrecht genossen.

    Die SG Westend Frankfurt sorgte für ordentlich Furore, da sie als einziges Nicht-Oberligateam die zweite Runde überstanden und das auch noch gegen einen relativ großen Gegner, mit 1860 München. Die zweite Runde war gespickt mit Überraschungen. Nicht nur verloren Hannover (in Brandenburg), Bremen (in Aschaffenburg) und Dortmund (im Derby gegen Schalke), sondern auch der über das Jahr hinweg so dominante VfB Stuttgart, der von Blau-Weiß Berlin geschockt wurde.[/tab][tab='Achtelfinale bis Finale']


    Die SG Westend überstand dann auch noch das Achtelfinale gegen VfB Stuttgart-Bezwinger BW Berlin und sie brachten den 1.FC Nürnberg bis an deren Grenze, aber mehr sollte es dann auch nicht sein. Für die Stadt selbst gab es am Ende jedoch den Erfolg, da die Eintracht neben der Meisterschaft auch den Pokal gewinnen konnte und damit nach Schalke 04 im Jahr 1937 der zweite Double-Gewinner der deutschen Fußballgeschichte wurde.[/tab][/tabmenu]



    So lief sie, die Saison 1969/70.

    Der Tisch ist gedeckt, die 16 Gründungsmitglieder der Bundesliga stehen fest.


    Wird die Eintracht aus Frankfurt ihr erfolgreiches Jahr wiederholen können?

    Werden sich die Teams verteilen, oder kommt es zu einem direkten Gefälle zwischen West/Süd und Nord/Ost?

    Wer wird die ersten bitteren Abstiegstränen vergießen?

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