Black Friday hin oder her – der eine oder andere hier wird es sich schon gedacht haben: Emmo und Malte verschwinden nicht einfach so. Und richtig: jetzt sind sie wieder da, und das sogar in „voller Pracht“. Der Titel ist auch wieder der alte, trotz der vielfach zu Recht bemängelten „Emmo-Schwäche“. Aber weil die Zeit nicht nur in der Realität, sondern auch in der FM-Welt inzwischen vorangeschritten ist, erhält die Story in diesem ersten Post eine andere Blickrichtung. (Wer das danach Folgende schon aus dem Board oder aus der Zeit vor dem Black Friday kennt, kann einen großen Sprung machen.)
Sprungmarken:
Abschnitt 1: Der Weg zum ersten Vertrag
Abschnitt 2: Emmo startet durch
(Fortsetzung nach dem Gate-Crash)
Abschnitt 3: Emmo und Malte rocken Lübeck
Abschnitt 4: Aus Jungs werden Männer
Abschnitt 5: Emmo will mehr
Abschnitt 6: Der VfB Lübeck in der Bundesliga
Abschnitt 7: Neue Ordnung, neue Zeitrechnung
Abschnitt 8: Auf dem Weg (möglichst) nach ganz oben
Abschnitt 9: Projekt Titelverteidigung
Pro-Prolog
(1. Juli 2015)
„Es ist einfach unglaublich!“, rief Emmo und drehte sich mit ausgebreiteten Armen unablässig im Kreis. „Einfach unglaublich!“
Ich war mir nicht sicher, was er damit meinte: die Wohnung, in der wir uns hier befanden und die jetzt seine war, die Wahnsinns-Saison, die wir gerade mit dem VfB Lübeck hinter uns hatten, das ganze Geld, das zurzeit nur so herumzuflattern schien, oder vielleicht all das zusammen. Auf jeden Fall war er eindeutig glücklich, zufrieden und stolz auf das, was er erreicht hatte. Und das zu Recht.
„Du hast es dir wirklich verdient.“, sagte ich und setzte mich mit der Tasse Kaffee, die ich mir gerade in der Küche eingegossen hatte, auf einen der Kartons.
„Nein, halt – nicht darauf!“, wollte Emmo mich bremsen, aber es war schon zu spät. Unter mir gab es ein leichtes Knacksen, und ich schoss sofort wieder hoch. „Na, macht nichts!“, lachte Emmo dann. „Das war nur die Schreibtischlampe von meinem Alten. Und ich fürchte, er wird sie mir wieder reparieren wollen.“
Wir lachten beide. So zufrieden wie heute hatte ich Emmo lange nicht erlebt. Oder vielleicht noch nie. Gestern hatte er den ganzen Tag zusammen mit seinen Freunden Möbel und Kisten geschleppt, und seit heute war er stolzer Mieter dieser Wohnung in der Lübecker Innenstadt. Er hatte völlig recht, es war kaum zu glauben, wie sich sein Leben in den letzten vier Jahren verändert hatte.
[Blocked Image: http://s7.directupload.net/images/140406/ymr6tiyv.jpg]
(Quelle: diemoebelbewegung.de)
„Komm, wir setzen uns in die Küche.“, schlug er vor. „Da gibt es wenigstens schon mal zwei freie Stühle.“
„Wo hast du eigentlich heute Nacht geschlafen?“
„Och, auf der Matratze, die jetzt im kleinen Zimmer an der Wand lehnt. Ich musste ja heute früh gleich erst mal den PC und den Router klarmachen.“
„Ach, Mensch, hätte ich fast vergessen: ich hab' ein bisschen Frühstück mitgebracht.“
Dann saßen wir in Emmos Küche und mampften Croissants, Brownies und Ananas, dazu gab es schon etwas abgekühlten Kaffee und ungekühlten Orangensaft.
„Ein etwas eigenwilliges Frühstück!“, lachte er, langte aber doch von allem zu.
„Du kannst sagen, was du willst, ich finde es super gemütlich bei dir.“
Er nickte, während er kaute. In den nächsten Tagen würde er hier noch viel zu tun haben, aber natürlich halfen ihm seine Freunde auch dabei, die Wohnung einzurichten. Eigentlich hatte ich ihm zur Feier des Einzugs eine Flasche Champagner mitbringen wollen, aber die lag jetzt zerbrochen unten vor dem Hauseingang, weil sie mir bei dem Versuch, Emmos Klingelknopf ohne Verlust der Brötchentüte zu erreichen, aus der Hand geglitten war.
[Blocked Image: http://s14.directupload.net/images/140406/vylfhrwm.jpg]
(Quelle: de.123rf.com)
„Sag mal, Malte, was ich dich schon länger mal fragen wollte: Wie bist du eigentlich zum VfB gekommen?“
„Kannst du dich gar nicht daran erinnern?“
„Nee, nur ganz dunkel. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich ziemlich wenig über die Geschichte unseres Vereins weiß.“
„Na“, sagte ich, „das müssen wir aber ändern. Willst du noch Kaffee?“
„Danke, lieber von dem O-Saft.“
Und während ich ihm eingoss, begann ich ihm schon in gedrängter Kürze das Wichtigste über den Verein für Bewegungsspiele Lübeck von 1919 e.V. zu erzählen.
[Blocked Image: http://s14.directupload.net/images/140406/yxloclhn.jpg]
(Quelle: de.wikipedia.org)
Vor hundert Jahren wurde Fußball vor allem in unorganisierten Straßenclubs gespielt. Einer dieser Straßenclubs in Lübeck nannte sich Hansa, und dessen Spieler gründeten am 1. April 1919 den BSV Vorwärts, der aber 1933 als Arbeitersportverein von den Nazis verboten wurde. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, im Sommer 1945, gründeten Sportler des von den britischen Besatzern aufgelösten Polizeisportvereins der Stadt und des ehemaligen BSV Vorwärts den VfB Lübeck als Rechtsnachfolger des früheren Straßenfußballclubs.
Bis zur Einführung der Bundesliga pendelte die Fußballmannschaft des VfB zwischen Oberliga und Amateurliga der britischen Besatzungszone, ehe sie sich 1963 für die Regionalliga Nord – die zweite Klasse unter der Bundesliga – qualifizieren konnte. Elf Jahre lang spielten die Lübecker zweitklassig und erreichten 1969 einmal die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga, wo sie aber von fünf Teams Letzter wurden. 1974 verpassten sie die Qualifizierung sowohl für die neue 2. Bundesliga als auch für die Amateuroberliga und wurden mit einem Schlag viertklassig. 1995 und 2002 gelang dann jeweils für zwei Jahre der Aufstieg in die Zweite Liga, aber ab 2008 sorgten finanzielle Schwierigkeiten dafür, dass mehr als die Viertklassigkeit nicht drin war und 2013 sogar ein Zwangsabstieg in die Schleswig-Holstein-Liga erfolgt wäre – hätte nicht das Trainergespann um Malte Womerde die Geschichte neu geschrieben.
[Blocked Image: http://s14.directupload.net/images/140406/n5j463ir.jpg]
(Quelle: de.wikipedia.org)
„Boh, dann sind wir ja jetzt so gut wie seit über zehn Jahren nicht mehr!“, staunte Emmo.
„Das stimmt. Und vielleicht ist unsere Erfolgsstory ja noch gar nicht an ihrem Gipfel angekommen!“
„Und wie sah es im Pokal immer so aus?“
„Tja, da haben wir es 2004 immerhin einmal bis ins Halbfinale geschafft, ehe wir bei Werder Bremen unglücklich mit 2:3 ausgeschieden sind. VfB-Trainer war damals übrigens Dieter Hecking. Aber den Landespokal Schleswig-Holstein konnten wir seit 1956 insgesamt elfmal nach Lübeck holen.“
„Dieter Hecking? Krass! Gab es denn sonst noch bekannte Trainer hier?“
„Einer hatte den schönen Namen Heinz Spundflasche; der hat den VfB 1963 in die bundesweite Zweitklassigkeit geführt. Später gab es bekannte Namen wie Peter Nogly, Heinz Höher, Karl-Heinz Körbel und Uwe Erkenbrecher, um nur einige zu nennen.“
[Blocked Image: http://s14.directupload.net/images/140406/c2yo5y56.jpg]
(Quelle: kicker.de – Karl-Heinz „Charly“ Körbel, 6-facher Nationalspieler)
Aber ich erzählte Emmo natürlich auch noch von den größten Rivalen des VfB. Da war zunächst der 1. FC Phönix Lübeck, der bis in die dreißiger Jahre unbestritten die Nummer eins in der Stadt war. Nach dem Krieg gab es häufig heiße Lokalderbys, bis hin zu dem legendären 7:5 im Aufstiegskampf 1988. Heute ist Phönix ein unterklassiger Verein und spielt in der Kreisliga Lübeck.
[Blocked Image: http://s14.directupload.net/images/140406/mo5jzubi.jpg]
(Quelle: de.wikipedia.org)
Traditionell heiß umkämpft war auch immer das Schleswig-Holstein-Derby zwischen dem VfB und Holstein Kiel. Da hatten – vor allem im Pokal – meistens die Kieler die Nase vorn. Dennoch waren die Lübecker zuletzt überwiegend die Nummer eins im nördlichsten Bundesland.
[Blocked Image: http://s1.directupload.net/images/140406/ip4qfft3.jpg]
(Quelle: de.wikipedia.org – Übersicht über die bestplatzierte Mannschaft in Schleswig-Holstein)
„Ansonsten gibt es in jüngerer Zeit noch eine leidenschaftliche Rivalität mit dem FC St. Pauli.“, erklärte ich weiter.
„Na, dann können wir uns ja diese Saison endlich mal wieder auf Derbys mit heißen Fanreaktionen gefasst machen!“, konstatierte Emmo. „Pauli spielt ja jetzt mit uns in einer Liga.“
„Stimmt. Und nicht mehr nur Zweite gegen Zweite, wie wir es jetzt jahrelang zur Genüge hatten.“
„Sag mal, und du? Wie bist du damals hier zum Club gekommen? Ich weiß nur noch, dass du irgendwann bei meinen Eltern auftauchtest.“
Ich nickte. „Willst du die kurze oder die lange Fassung hören?“
„Die lange!“, sagte er ohne zu zögern.
„Okay. Dann sollten wir aber vielleicht doch mal die beiden großen Sessel drüber freiräumen und es uns gemütlich machen.“ Und dann fing ich an: „Das war irgendwann im Juni 2011, also vor ziemlich genau vier Jahren. Du musst damals, warte mal – ja, du warst gerade vierzehneinhalb Jahre alt…“