Teil 008 - Versöhnlicher Jahresabschluss
"Ach Antonio...", begann ich und versank mit meinem Gesicht in den Händen, "... ich hab Pagenburg gezogen. Was soll ich denn jetzt machen?"
Pagenburg gezogen, fragt ihr? Am 22.12. stand das Weihnachtswichteln bei der Eintracht an. Auch wenn man in einer Mannschaft keinen Liebling haben sollte, möchte ich nicht verschweigen, dass ich lieber Kröner, Rama oder einen der anderen jungen Wilden etwas geschenkt hätte um sie für Ihre guten Leistungen zu belohnen. Aber jetzt war es Pagenburg. Zwar haben wir momentan so etwas wie einen Waffenstillstand, aber Freunde sind wir deshalb noch lange nicht. Erschwert wurde das Ganze dadurch, dass er sich im Training verletzt hatte und eventuell erst im neuen Jahr wieder spielen konnte, was seiner Laune nicht gerade zuträglich war.
"Hm ich denke, dir fällt noch was ein. Dir fällt immer was ein. Wie solltest du es sonst auf Platz 3 geschafft haben?", antwortete Antonio, während er mein Frühstück wegräumte. Ich merkte, dass er mich ein wenig ärgern wollte. Und tatsächlich konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Nagut ich mach dann erstmal los. Heute vor dem Spiel wird Lewerenz noch als Spieler des Monats November ausgezeichnet. Also, bis dann!". Und so verließ ich das 'Theo'.
Von der Verletzung abgesehen, hätte Lewerenz eh gespielt. Und er enttäuschte mich nicht. Rama hatte ebenfalls wieder einem Zuckertag. Und auch Zittlau wusste wieder einmal mehr zu überzeugen, nach dem er hinten links unseren Kapitän ersetzt hatte.
Also bat ich Christoph ihm einen neuen Vertrag anzubieten. Und den nahm er auch 2 Tage später an und ist nun 2 Jahre länger an uns gebunden. Somit lichtete sich das Lager an Spielern, die keinen Vertrag über das Saisonende hinaus hatten.
Die Zeit verflog in den letzten Tagen sehr schnell. Zum einen gab es keine Überraschungen und zum anderen zerbrach ich mir weiter den Kopf wegen des Wichtelgeschenks. Ich ließ das erstmal beiseite, denn es stand das Spiel gegen Hoffenheim ll an. Hoffentlich brachte mich das auf andere Ideen. Denn es waren immerhin nur noch 14 Tage. Anscheinend machte mir das Ganze nämlich mehr zu schaffen als ich dachte, denn ich merkte erst jetzt, dass Gaede nachträglich gesperrt wurde. Nach einem Ellbogenschlag während des 12. (!) Spieltags. Seine Leistungen bewegten mich dazu, dass Kröner spielt und Klinger als Back-Up auf der Bank sitzt. Deswegen habe ich das irgendwie garnicht mitbekommen. Nagut, 3 Spiele hat er schon abgesessen, 3 muss er noch pausieren. Hoffen wir mal, dass weder Kröner noch Klinger sich verletzen.
Ein sehr denkwürdiges Spiel und was für ein Bärendienst von Kröner. Aber um fair zu sein, ein Großteil der Experten fand die Ampelkarte zu harsch vom Schiri. Aber änderte alles nichts. 36 Minuten spielten wir in Unterzahl. Aber es geht noch denkwürdiger. Denn in der Halbzeit traten "Webmaster Sören and the Kelugis" auf. Die Hoffenheimer Fans flippten komplett aus, die trierischen Fans eher nicht so. Und wenn ich nicht schon in die Kabine gegangen w´äre, dann spätestens dann. Und um dem noch die Krone aufzusetzen: Rama hatte sich die Haare in den Vereinsfarben gefärbt. Es fing an zu regnen. Ich schüttelte den Kopf. Der Schiri schüttelte den Kopf. Und unter der blau-gold-schwarzen Farbmischung sah man ein vor Scham errötetes Gesicht.
Gaede also noch Rot gesperrt, Kröner Gelb-Rot gesperrt. Klinger kann aushelfen, aber wer geht dafür auf die Bank. Ich fand, ein junger Spieler hatte diese Chance verdient. Und so rückte der junge Simon Jonsson (17 J., DM, , 45) in die Mannschaft für das nächste Spiel gegen Eschborn.
Dann stand noch die FIFA World Player Gala an, die ich mir bei meinem Co Carsten ansah. Überraschenderweise gewannen weder Ronaldo noch Messi (was mich insgeheim freute), sondern Falcao von Atletico Madrid. Auf Platz 2 fand sich Lewandowski von Dortmund wieder und auf Platz 3 schließlich Messi.
"Sag mal Carsten, hast du einen Plan was ich Pag schenken könnte?"
"Nee du, kein Plan. Aber es sollte schon was Gutes sein! So wie ihr zueinander steht und wie es ihm aktuell geht."
"Danke, das mindert den Druck natürlich immens...", versuchte ich mich in Sarkasmus. Aber langsam formte sich eine Idee in meinem Kopf. "Ich muss mal kurz rumtelefonieren."
Ein gutes Ergebnis für das letzte Ligaspiel in 2012. Rama ist nun endgültig angekommen und sammelte bereits 15 Scorerpunkte. Und anscheinend hat Abelski nun genug Vertrauen in unsere junge Sturmhoffnung, dass er sich fortan auf die Assists konzentriert. Aber leider Gottes mussten wir das schnell abhaken. Denn 3 Tage später sollte uns Leverkusen in der dritten Runde des DFB-Pokals besuchen.
In der ersten Halbzeit konnten wir gut mithalten, sodass ich schon gehofft hatte. Aber in der Zweiten wurden uns unsere Grenzen aufgezeigt und berechtigterweise abgefertigt. Nicht der Jahresabschluss, den ich mir gewünscht hatte, aber wir waren auch weiter gekommen als manch Einer gedacht hatte. Das Saisonziel wurde im Pokal übertroffen und so teilte mir Herr Adlung seine Zufriedenheit und seinen Stolz diesbezüglich mit, was mir zu einem ordentlichen Schub verhalf. Denn das Spiel gegen Leverkusen war schon heftig, aber die größere Herausforderung wartete noch. Die Weihnachtsfeier.
Die Stimmung auf der Feier war großartig. Wir hatten einige Kinder eingeladen um den Nachmittag mit ihren Helden zu verbringen und es gab Gans mit Rotkohl und Klößen. Und nachdem wir uns alle noch telefonisch mit Freisprechfunktion bei unserem Kapitän meldeten, stand das Wichteln an. Nach und nach übergaben Spieler und Mitarbeiter sich Ihre Geschenke. Ich erhielt übrigens von Christoph eine komplette Kollektion an Trier Merchandise. Trainingsanzug, Schal, Mütze, Sporttasche, Schlüsselanhänger und und und. Das sorgte für einige Lacher bei der Mannschaft und auch Christoph hatte sichtlich Spaß, was mich besonders freute.
Dann ging ich zu Pagenburg und tippte ihm auf die Schulter...
"Oh, Herr Waldrichter. Musste ja so kommen oder?"
"Wahrscheinlich, aber wollen wir uns vielleicht erstmal drauf einigen, dass du mich einfach Trainer nennst?"
"Klingt gut."
"Und dazu natürlich dein Geschenk."
Pagenburg packte ein blau-schwarz-gold-verpackten Schuhkarton aus.
"Ähm, danke Trainer, aber ich hab schon Fussballschuhe."
"Ich würde sie mir nochmal genauer anschauen.", antwortete ich und konnte mir ein lächeln nicht verkneifen.
"Sind das etwa...?"
"Exakt. Ich hab mich mal bei deinem Freundeskreis erkundigt und das ist genau das Gleiche Modell, wie das erste Paar mit dem du je gespielt hast. Es soll dich dran erinnern, wo du herkamst und was du bereits erreicht hast."
"Ich bin etwas sprachlos... Vielen, vielen Dank, Trainer! Vielleicht habe ich mich in Ihnen getäuscht."
Ich hoffte, dass das dies einiges vereinfachen wird. Wir schlugen ein und feierten weiter mit den restlichen Partywütigen. Alles in allem war es ein versöhnlicher Jahresabschluss. In jeglicher Hinsicht.