Kapitel I: Lothar kommt etwas spanisch vor
Marcelo Calello war Argentinier und 51 Jahre alt. Ich hatte ihn vor bald 10 Jahren beim Oktoberfest in München kennen gelernt, als ihn ein Ordner nicht in eines der Festzelte lassen wollte und ich dafür gesorgt hatte, dass er rein kam. Er war mir dafür unendlich dankbar, dabei hätte er aufgrund seiner Reservierung so oder so rein kommen müssen. Jedenfalls hatte er danach darauf bestanden, mich auf ein Bier einzuladen. Ich erklärte ihm darauf das Konzept Maß, er zahlte für uns beide und wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und tauschten schließlich die Handynummern aus.
Am nächsten Morgen Mittag klingelte das Telefon. Marcelo war dran. Er war gerade aufgestanden und hatte mächtig Kohldampf. Wo man in München gut Essen gehen könne, wollte er wissen und so trafen wir uns eine knappe Stunde später an seinem Hotel und machten uns auf den Weg zum Hofbräuhaus. Unmterwegs erzählte ich ihm ein bisschen was zu meiner Zeit als Fußballprofi beim FC Bayern, zur Geschichte der Stadt und vielem mehr. Die Zeit verging wie im Fluge und viel zu schnell musste meine argentinische Begleitung wieder zurück ins Hotel und dann zurück zum Flughafen.
Seitdem hatten wir immer wieder Kontakt. Wenn Marcelo als Unternehmer oder privat in München oder generell in Europa war, meldete er sich meistens und wenn ich Zeit hatte, trafen wir uns. Gelegentlich rief er mich auch einfach an und wir quatschten über Gott und die Welt. Er auf spanisch, ich auf italienisch. Offenbar schien genau heute wieder einer dieser Tage zu sein, an dem mich mein Kumpel - wobei: eigentlich war er über die Jahre fast schon zu einem Freund geworden - aus Übersee anrief.
Und damit hatte er auch schon wieder aufgelegt. Ein Anruf beim Flughafen Franz Josef Strauß bestätigte das hinterlegte Ticket. Ich würde also endlich auch mal Argentinien kennen lernen!